Zunächst geschieht nichts auf der Bühne der Opéra national du Rhin. Zwei Tänzer nehmen auf der Bühne Platz, der eine auf einem Rokokostuhl, der andere davor auf dem Boden und gemeinsam lauschen sie der langsamen Einleitung, mit der Mozart seine Serenade KV361, die sogenannte Gran Partita, beginnen lässt. Die Musiker sitzen dabei im Halbkreis hinter den Tänzern und sind so stets Partner des choreographischen Geschehens. Doch kaum beginnt das quirlige Allegro, heben die beiden mit einem rasanten Spiel an. Exakt zu dem musikalischen Geschehen knicken sie in den Knien ein, strecken die Beine in die Luft, hüpfen mit angewinkelten gespreizten Beinen. Das wirkt, als würden sich hier zwei Kobolde einen neckischen Nachmittag machen. Choreograph Pierre-Émile Lemieux-Vennes Fantasie kennt dabei keine Grenzen und er führt dieses Spiel mit seinem Partner Marin Delavaud witzig aus. Nur was das mit einem Unfall mit einem Toaster und rettenden Spritzpistolen zu tun hat, die der Choreograph im Programmheft anführt, bleibt unerfindlich.
Sehr viel leichter nachvollziehbar ist, was Jesse Lyon zum dritten Satz von Mozarts Serenade eingefallen ist. „Zöpfe“ überschreibt er sein Stück, in dem er gleichfalls mittanzt, und tatsächlich verschlingen sich die beiden Tänzerinnen und ihr Partner in immer neuen Konstellationen auf der Bühne wie drei Haarstränge eines Zopfes. Das ist ein ganz der Musik nachempfundenes Wogen und Ineinandergreifen der tänzerischen Ideen, wobei grundsätzlich alle sieben Choreographen sich durch hohe Musikalität auszeichnen bei ihrem Ausloten der musikalischen Prozesse. Bruno Bouché, der Leiter des Balletts der Opéra du Rhin, wollte den choreographisch begabten Tänzern seiner Truppe Gelegenheit zu ersten kreativen Erfahrungen in diesem Bereich geben. So sind abwechslungsreiche 50 Minuten Tanz entstanden, denn jeder hatte seine eigenen Ideen, wenn auch nicht jede unbedingt überzeugte. Marwik Schmitt wollte untersuchen, inwieweit der Mensch sich selbst zur Gefahr werden kann. Er lässt dazu seinen Tänzer Cedric Rupp mit einem Schwert jonglieren, auch mal mit der Spitze gegen sich selbst richten. Das an sich wäre ausreichend gewesen, doch steckte er eine Schulter und einen Arm des Tänzers in eine metallene Rüstung, die dieser immer wieder befremdet betastet und abzuschütteln versucht. Darauf hätte er lieber verzichten sollen.