Die größten Wagner-Liebhaber werden sicherlich Vorbehalte in Bezug auf den neusten Erfolg dieser „Jugendsünde“ des Künstlers haben. Wagner war erst 21, als er diese Oper schrieb. Diese „gröβe komische Oper“, wie Wagner sie nannte, wurde schon letzten Februar in Madrid mit Erfolg uraufgeführt – nach einer ersten Vorstellung auf dem Grünen Hügel in Bayreuth im Jahr 2013. Das Liebesverbot ist nicht mit seinen späteren und bekannteren Werken der Bayreuther Jahre zu vergleichen. Trotzdem ist sie musikalisch nicht uninteressant: die Synthese der deutschen romantischen Oper, der französischen komischen Oper und der italienischen opera buffa, die Das Liebesverbot durchführt, ist vielsagend – nicht nur in Bezug auf die Veränderungen der Oper von damals und die Ästhetik, sondern auch hinsichtlich des Stils, den Wagner später entwickelte. Constantin Trinks Interpretation, der das Orchester bereits 2013 in Bayreuth dirigiert hatte, erfasste alle diese Elemente ohne Schwierigkeiten: den Tanzklang der Ouvertüre mit Kastagnetten-Rhythmus, die Virtuosität des Vokalensembles, die mal wie Auber, mal wie Rossini klingen, und auch den germanischen Ernst, den Friedrich fordert. Diese Interpretation betont auch die Ähnlichkeiten zwischen der Salve Regina coeli und dem Tannhäuser, und das zurückhaltende und dennoch erkennbare chromatische Leitmotiv, das das Liebesverbot stets evoziert.
Alles klang gut, trotz der Reduktion der Musiker und im Folgenden vereinzelte falsche Töne. Die Harmonie der von Mathieu Guilhaumon hervorragend inszenierten Choreographie, sowie der Zusammenhalt des Chors, unter der Leitung von Sandrine Abello, waren ein erfreulicher Anblick und ein Genuss für die Ohren. Das humorvolle Zusammenspiel verschiedener Tonlagen erwies sich als wirksam und eingespielt von bewundernswerter Kohärenz. Jeder wusste, seine Rolle zur Geltung zu bringen: sowohl die energische buffa Hanne Roos (Dorella), als auch Wolfgang Bankl (Brighella), Andreas Jaeggi (Pontio Pilato), sowie Thomas Blondelle (Claudio), Benjamin Hulett (Luzio), Agnieszka Sławińska (Mariana), und nicht zuletzt der stattliche Robert Bork (Friedrich). Gesangskompositionen waren nicht die Stärke des jungen Wagners. Die umjubelten Sänger übertrafen diese unerwartete Schwierigkeiten. Marion Ammann, die an das Wagner-Repertoire gewöhnt ist, hatte genug Reife und Tiefe für die dramatische Wut. Leider fehlte ihr gelegentlich die giaccoso Energie und der nötige Humor. Ihre Rolle war aber kompliziert zu erfassen, auch für die Regie.