Für ein kleines Land mit gerade einmal zwei Millionen Einwohnern, hat Lettland eine reiche Kultur an klassischer Musik und zahlreiche herausragende Musiker, die das Publikum in den angesehensten Konzertsälen und Opernbühnen begeistern. Aber man muss nicht nach New York reisen, um Elīna Garanča singen zu hören oder einen Flug nach München buchen, um Mariss Jansons als Dirigenten seines Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks zu erleben – für die Serie „Born in Latvia” (Geboren in Lettland), kehren einige der beliebtesten Musiker des Landes zu ihren Ursprüngen zurück, um den hundertsten Geburtstag des Landes zu feiern.
Das Riga Festival im Juni feiert lettische Komponisten sowie junge lettische Künstler, die einen neuen und durchaus einzigartigen Zugang zur europäischen klassischen Musik bringen. Das junge Ensemble Art-i-Shock, bestehend aus der Pianistin Agnese Egliņa, Schlagzeugerin Elīna Endzele und Cellistin Guna Šnē, eröffnet das Festival mit Werken von de Falla und Ravels Boléro, arrangiert für dieses ungewöhnliche Trio, während der junge lettische Pianist Vestard Shimkus Bachs Choräle mit seiner Eigenkomposition Dream Scenes, 9 Etüden für Klavier, paart. Der Lettische Radiochor gibt mit der Sinfonietta Rīga ein besonderes Konzert der Stille, Liebe und des Lichts mit dem Titel „Prayer of Mother Teresa” (Gebete von Mutter Teresa) in der Kathedrale, das vom künstlerischen Direktor des Festivals, Sigvards Kļava, zusammengestellt wurde. Es besteht aus Pēteris Vasks The Fruit of Silence und Prayer, beide basieren auf Texten von Mutter Teresa, Ēriks Ešenvalds' Drop in the Ocean mit Gebeten von Mutter Teresa und Franz von Assisi und Arvo Pärts Song of Silouan. Das Festival endet mit einem wahren HIghlight, wenn die bezaubernde Elīna Garanča, begleitet von den Wiener Philharmonikern, Mahlers Rückert-Lieder singt.
Garanča, die in eine Musikerfamilie hineingeboren wurde und ihre Gesangsausbildung an der Lettischen Musikakademie in Riga begann, führt die erstaunliche Anzahl an bekannten Letten in der klassischen Musikwelt auf die „große Chortradition” des Landes und eine „sehr ernste Musikerziehung [...] mit verpflichtenden Opern-, Konzert und Theaterbesuchen” zurück. Sie kehrt weiters im Juli für einen Abend mit der russischen Sopranistin Olga Peretyatko und dem ukrainischen Tenor Dmytro Popov in den Dzintaru Koncertzāle in Jūrmala zurück.
Die Sopranistin Kristine Opolais begann ihre Karriere als Chormitglied an der Lettischen Nationaloper und wurde 2010 über Nacht mit Martin Kušejs kontroversen Rusalka-Inszenierung in München berühmt, die sie nicht nur als Durchbruch ihrer Karriere, sondern auch als Durchbruch ihrer persönlichen Entwicklung als Sängerin bezeichnet, „Ich wurde um so vieles stärker und lernte unter allen möglichen Umständen zu singen [...] Ich bin als Sängerin gewachsen.” Für „Born in Latvia, arbeiten einige herausragende lettische Musiker, unter anderem Opolais, mit jungen Talenten zusammen und präsentieren eine Vorstellung beim Eröffnungskonzerts des Jūrmala Festivals im Juli. Die Mentoren und jungen Musiker werden vom Dirigenten Ainārs Rubiks, Musikdirektor der Komischen Oper Berlin, begleitet. Im Oktober gesellt sich der lettische Dirigent Andris Nelsons zu ihr, der ebenfalls seine musikalische Karriere an der Nationaloper in Riga – als Trompeter – begann, bevor er sich dem Dirigierstudium widmete. Er leitet sein Gewandhausorchester Leipzig in einem Konzert mit Tschaikowsky-Arien und Mahlers Ersten Symphonie in der Great Amber Concert Hall in Liepāja.