Für Liebhaber der klassischen Musik, die dieses Frühjahr nach Prag reisen, stellt sich nicht so sehr die Frage, was sie sehen sollen, sondern was sie verpassen können. Das Angebot ist so reichhaltig, quer durch alle Genres, dass die Auswahl beinahe überwältigend ist. Die gute Nachricht ist, es gibt nicht ein schwaches Glied in der Kette, und die schiere Vielfalt bietet Möglichkeiten, jeden Geschmack zu befriedigen.
Opernliebhaber haben die größte Auswahl – 29 Inszenierungen im Repertoire und drei Premieren. Tschechische Stützen wie Rusalka, Jenůfa und Die verkaufte Braut spielen hauptsächlich im Nationaltheater, mit einer heimischen Besetzung. Beliebte Favoriten wie La bohème und Aida sind an der Staatsoper zu finden, die allein schon wegen der traumhaften Renovierung der Rokoko-Schönheit sehenswert ist. Das Ständetheater ist und bleibt ein Schrein für Mozart – suchen Sie sich Ihr Lieblingsstück aus, von Don Giovanni bis Le nozze di Figaro – während die Neue Bühne mit zeitgenössischem Musiktheater einen neuen Weg einschlägt. Auch Ballett steht am Programm, unter anderem eine Neuinszenierung von Tschaikowskys Dornröschen an der Staatsoper im Mai.
Vokalmusik steht auch ganz oben auf der Liste der orchestralen Konzertprogramme. Die Tschechische Philharmonie nimmt es mit Detlev Glanerts neuem Oratorium, Requiem für Hieronymus Bosch, auf und wird im April eine konzertante Aufführung von Janáčeks Kátya Kabanová auf die Bühne bringen. Das Prager Symphonieorchester bietet Mendelssohns Elijah und Dvořáks Geisterbraut, und mit Ostern beginnt ein Trio an Stabat Matern von Dvořák, Jakub Jan Ryba (mit LʼArmonia Terrena) und Domenico Scarlatti (mit dem Collegium 1704). Wie immer bieten die Orchester die besten Solisten für ihre symphonischen Konzerte: Rudolf Buchbinder, Gautier Capuçon und Lisa Batiashvili mit der Tschechischen Philharmonie, Pinchas Zukerman mit dem Prager Symphonieorchester.
Die Sterne scheinen auch bei den Rezitalen, mit Weltklasse-Künstlern wie Elisabeth Leonskaja, Maria João Pires und Jordi Savall mit seinem Hespèrion XXI Ensemble. Gleichermaßen interessant sind die heimischen Talente, die in Rezitalen mit den Orchestern erscheinen: die Violinisten Josef Špaček, Ivan Ženatý und Pavel Šporcl, Pianisten Ivo Kahánek und Adam Skoumal, und der Tenor Petr Nekoranec. Einer der besten Vertreter der gegenwärtigen Generation an tschechischen Komponisten, Kryštof Mařatka, bringt eine Auswahl an seltenen Volksinstrumenten für die Uraufführung seiner Pastoral Fables.