Komponist und Librettist Richard Wagner begann 1845 an Die Meistersinger von Nürnberg zu Schreiben mit dem Gedanken, es wäre gut, auf die Tragödie von Tannhäuser eine Komödie folgen zu lassen. Zu dieser Zeit war er Königlich-Sächsischer Kapellmeister, doch seine Politik führte dazu, dass er Dresden verlassen und eine neue Heimat finden musste, zuerst in Paris, später in Zürich. Daher vollendete er seine zwei Komödie erst 1867. Seine erste Komödie, Das Liebesverbot, war ein Flop gewesen und das Theater sagte die zweite Vorstellung nach einem ausgewachsenen Streit zwischen dem Ehemann der Primadonna und dem führenden Tenor ab, doch das war 1836. Er erhoffte sich für Die Meistersinger eine bessere Rezeption. Am 21. Juni 1868 fand er am Königlichen Hof- und National-Theater München ein solch wohlwollendes Publikum. Die Kritik in der Neuen Freien Presse befand die Meistersinger für Wagners bis dato bestes Werk und beschrieb die überwältigenden Szenen von großer Farbenpracht und Ensembles voller Leben und Charakter, die sich vor dem Auge des Zuhörers entfalten.
Die Produktion der Oper San Francisco wurde schon an der Lyric Opera of Chicago und dem Glyndebourne Festival gezeigt. Sir David McVicars aktualisierte Inszenierung verlegt die Handlung von der Mitte des 16. Jahrhunderts ins frühe 18. Jahrhundert und die Kostüme waren im Stile des Kaiserreichs. Die Geschichte von Walther, dem Ritter, der den Liedwettbewerb gewann und schließlich auch die Hand der schönen Eva, bleibt unverändert. Vicki Mortimers Bühnenbild war realistisch und siedelte die Handlung an Orten an, die üblicherweise von den gewöhnlichen Stadtbewohnern Nürnbergs besucht würden.
Diese Vorstellung war Sir Mark Elders Debüt mit der Kompanie und von der Ouvertüre an bot er seine individuelle Lesart der Partitur, mit einer enormen dynamischen Bandbreite und stark variierenden Tempi, je nach emotionalen Werten jeder Szene. Mitglieder von Ian Robertsons Chor spielten überschwängliche, jungenhafte Lehrlinge und intellektuelle Bürger und sangen in leuchtenden Harmonien. Zusammen mit Andrew Georges Tänzern drückten sie aus, wie sehr sie die Freuden des Feiertages genossen.
Der wohlbekannte Bariton Greer Grimsley sollte die Rolle des Hans Sachs ursprünglich singen, sagte jedoch einige Wochen zuvor aus Gesundheitsgründen ab. Seine Vertretung, James Rutherford, zu dessen Erfahrungsschatz auch Bayreuth zählt, war eine mehr als würdige Alternative mit ausdrucksvoller Stimme. Sein Sachs war ein Mann, den das Publikum an seiner Integrität und seiner angeborenen Menschlichkeit erkennen konnte. Mit seinem leidenschaftlichen Monolog erinnerte er den Hörer, dass die Welt es schon immer mit „Wahn, Wahn, überall Wahn“ zu tun hatte.