Ravels zwei einaktige Opern, L’Heure espagnole und L’Enfant et les sortilèges, entstanden im Abstand von 14 Jahren, werden im Opernhaus jedoch üblicherweise als Paar präsentiert. In ihrer Inszenierung der beiden Werke für die Oper Köln versucht Béatrice Lachaussée, die beiden sehr unterschiedlichen Geschichten durch Designeinheit und die ein oder andere zu offensichtliche Charakterüberlappung zu verbinden. L'Heure verliert die spanische Färbung – die der Musik überlassen bleibt – und Nele Ellegiers' Kostüme evozieren stattdessen die 1920er in Paris; Concepción (Katrin Wundsam) tritt als eine Art Lulu-Doppelgängerin (von der Art Wedekind/Berg) auf, was in die dargestellten romantischen Verwirrungen zu viel hineinzulesen scheint. Das Bühnenbild ist eine riesige, auseinander montierte Uhr; man sieht Torquemada (John Heuzenroeder) beim Versuch, sie zu reparieren, bevor die Pflicht ihn zum Zeiteisen des Rathauses ruft (der Anfang war magisch, als Dirigent François-Xavier Roth auf seinem Weg auf das Podium eine Reihe Metronome und damit die Stunde anstieß).
Anstelle der üblichen Standuhren, die Concepción den Maultiertreiber Ramiro (Thomas Dolié) auf und nieder karren lässt, sehen wir Taschenuhr und Wecker in Übergröße, die das Verstecken und Entdecken der Handlung eher surreal als schwankhaft machen. In der Zwischenzeit nutzt Concepción ihre Stunde ohne ihren Uhrmachergemahl und lockt Gonzalvo (Jeongki Cho) in ihr Schlafzimmer, der jedoch einzig seine Lyrik im Sinn hat, während Don Iñigo Gomez (Tomislav Lavoie) mehr Interesse an ihr zeigt als sie in Erwägung zu ziehen bereit ist – sie entscheidet sich stattdessen für den Maultiertreiber. Ravels Komödie ist meisterhaft geführt und die fünf Akteure machten das Beste aus der eher kahlen Bühne. Wundsams Concepción klang erstaunlich leicht für einen Mezzosopran, doch Dolié glich das mit eloquentem Gesang aus und Cho verlieh seiner poetischen Rolle beinahe Mozart'sche Reinheit. Wie schade, dass die Regisseurin es für nötig empfand, die Balance des letzten Quintetts mit einem eher unbegründeten frühen Auftreten des Wildfangs der späteren Oper aufzubrechen und alles auf der Bühne zu durchreißen, wenn das Licht ausgeht.