Dirigent Lorenzo Viotti und Pianist Behzod Abduraimov stehen zwar gerade erst am Beginn ihrer Karriere, haben aber mit 27 Jahren bereits Einiges vorzuweisen. Blickt man auf die Vita der beiden, könnte man meinen, man hätte es mit alten Hasen zu tun. Viotti gab dieses Jahr sein Debüt bei den Salzburger Festspielen und Abduraimov spielte seinerseits zum ersten Mal mit den Münchner Philharmoniker bei den Proms in London. Die Philharmoniker konnten die beiden nun für ein Konzert mit Werken von Beethoven und Rachmaninow im Gasteig gewinnen.
Mit seinem Fünften Klavierkonzert schaffte Ludwig van Beethoven einen triumphalen Gegensatz zu seinem introvertierten Vierten, der wegweisend für die Gattung und folgende Komponisten sein sollte. Der Beliebtheit des Werks ist sich Abduraimov bewusst und auch der Gefahr, dass die Interpretation abgenutzt wirken könnte. Dass dies bei ihm nicht der Fall ist, lag an seiner frischen Interpretation, die volles Risiko ging sowie an der Spielfreude, die Abduraimov an den Tag legt. Mit sicherer Technik brillierte er im heroischen Kopfsatz des Konzerts mit einem vollmundigen, kraftvollen Ton und überlegter Phrasierung. Gleichzeitig war seine Interpretation sehr energetisch, drängend und bestimmt von einem kernigen Anschlag. Dabei wirkte sein Spiel in den tiefen wie auch in den hohen Registern der Klaviatur sehr pointiert. Doch noch etwas überzeugender zeigte sich Abduraimov im kantablen Adagio, das er mit ergreifender Tiefe und nachdenklicher Ruhe interpretierte. Sein klarer aber gleichfalls emotionsvoller Ton enthüllte dabei die Verträumtheit des Satzes auf eine ganz eigene, zurückhaltende Weise.
Die Münchner Philharmoniker präsentierten sich unter der Leitung von Viotti als ebenso spielfreudig wie Abduraimov und interpretierten das Klavierkonzert mit luftig-leichtem Klang, der ausdruckvoll und mit starken Hörnern ein wunderbares klangliches Gegenstück bot. Als gleichwertige Partner waren die Philharmoniker dennoch perfekt auf Abduraimov eingestellt, der seinerseits auch selbst immer wieder den Augenkontakt zum Orchester suchte.