Mit dem Orchesterkonzert am Pfingstsamstag gelang den Pfingstfestspielen, nach dem großen Erfolg mit Ariodante am Abend zuvor, ein programmatischer Coup, der musikalisch überaus überzeugend war.
Das Programm enthielt eine Reihe von Stücken, die thematisch zum Motto dieses Jahres passte: Schottland. Neben Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre, die das Konzert eröffnete, kam auch seine berühmte dritte Symphonie mit dem passenden Beinamen "Schottische" zu Gehör. Die beiden Werke umrahmten ein Opernprogramm, das auch aus dem Holländermonolog von Richard Wagner (aus der Urfassung des Fliegenden Holländers) und Szenen aus Verdis Macbeth bestand. Macbeth steht selbstverständlich mit dem Motto Schottland in Verbindung, ist das schaurige Drama von Shakespeare doch geradezu ein Nationaldenkmal, doch die Verbindung des Fliegenden Holländers zu Schottland hat womöglich aber den einen oder anderen Zuschauer verblüfft. Hier ist der Zusatz der Urfassung entscheidend, da sich die Handlung in dieser Version noch in Schottland und nicht, wie in der späteren und verbreiteteren Fassung, in Norwegen. Somit wurde tatsächlich ein großer Bogen vom ersten bis zum letzten Werk des Abends gespannt, der definitiv zu überzeugen wusste.
Antonio Pappano ist nicht umsonst einer der gefragtesten Dirigenten unserer Zeit und hat sich als Musikdirektor an der Londoner Royal Opera Covent Garden als herausragender Musikvermittler herausgestellt. Wenige Dirigenten zeigen eine solch intensive musikalische Begabung und haben einen derartigen Sinn für Phrasierung. Pappano dirigiert die Musik nicht nur, er lebt sie, ja jede einzelne Note. Sein teils aggressiver, teils sanftmütiger Dirigierstil erinnert an die großen Dirigentenmeister der Vergangenheit und verzaubert alleine optisch schon.
In Verbindung mit seinem römischen Orchester gelingt Pappano so ein musikalisch äußerst spannendes Konzert. Das italienische Ensemble besticht durch einen klaren sauberen Klang, der aber gleichzeitig auch voller Leben und beseeltem Klang steckt. Besonders bei den Verdi-Szenen merkt man, dass das Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia wahrlich ein Spitzenorchester ist, das einer Partitur Seele einhauchen kann.