Zu Pfingsten heiratet es sich offensichtlich gut: Nicht nur im englischen Königshaus wurde am vergangenen Wochenende der Bund fürs Leben geschlossen, sondern auch das Slowakische Nationaltheater Bratislava bot Tüll, Tränen und eine Traumbesetzung auf. Pavol Breslik (im slowakischen Original etwas reicher an Konsonanten und Diakritika: Bršlík) gab sich für zwei Abende die Ehre und absolvierte sein Rollendebut als Jeník in Bedřich Smetanas komischer Oper Die verkaufte Braut auf vertrautem Terrain in seiner Heimatstadt. Nächste Saison stehen zwei Neuproduktionen von Smetanas Werk im Terminplan des Tenors, die Vorstellungen in Bratislava dürften wohl als Herantasten und Ausprobieren der Rolle unter weniger (medialer) Aufmerksamkeit angedacht gewesen sein. Das begeisterte österreichische Opernpublikum wird man aber so leicht nicht los; ein erheblicher Teil des Publikums schien am Pfingstsonntag nämlich aus Wien und Umgebung in die slowakische Hauptstadt gepilgert zu sein, sogar die Übertitel wurden ausnahmsweise in deutscher Sprache eingeblendet. Und die Reise hat sich in jedem Fall gelohnt, denn der Abend war in musikalischer Hinsicht ein echter Genuss.
Grundsätzlich bin ich eher für tiefere Stimmlagen zu begeistern, aber bei Pavol Breslik stellt sich sogar bei mir ehrliche Tenor-Begeisterung ein. Seine Stimme ist dank des lyrischen, mit genug Wärme versehenen, Timbres perfekt für das slawische Repertoire geeignet und strömte an diesem Abend in allen Lagen ebenso sicher wie selbstverständlich durch Smetanas Komposition. Mit weichen Höhen und differenzierter Dynamik hauchte er dem Jeník mit reichen Farbschattierungen Leben ein. Ebenso überzeugend gelang Breslik die Darstellung des eitlen, aber liebenswerten, Mannes, der sein (quietschbuntes) Motorrad fast noch mehr verehrt, als seine Verlobte. Unterhaltsam war in diesem Zusammenhang auch die Idee von Adriana Kučerová, in der Auseinandersetzung zwischen Mařenka und Jeník im dritten Akt, einmal beherzt gegen die Maschine zu treten – diese Rache saß! Auch stimmlich harmonierten die beiden ganz ausgezeichnet, Kučerovás Sopran ist vor allem in der Mittellage angenehm cremig, die etwas flackernden Höhen wurden im Laufe der Vorstellung stabiler, sodass man schließlich, wenn Mařenka in ihrer Arie ihre Enttäuschung über ihren „Verkauf” besingt, auch in den Genuss einiger wunderschön phrasierter, sich langsam entfaltender Piani kam.
In der Rolle des Kecal lieferte Jozef Benci eine herrliche Charakterstudie des sich für extrem schlau und listig haltenden Heiratsvermittlers ab. Dass sein ersonnener Plan hinten und vorne schief geht, kann zumindest nicht an seiner Stimme gelegen haben; denn die ist einerseits überaus üppig und sonor, andererseits zu so dunklen Tiefen fähig und elegant geführt, dass keinerlei Wünsche offen blieben. Den stotternden Vašek stattete Aleš Voráček mit hell timbriertem, klarem Tenor und kultivierter vokaler Gestaltung aus und schreckte auch nicht davor zurück, sich im Bärenkostüm als Tollpatsch zu präsentieren. Die vielen kleineren Rollen erledigten ihre Aufgabe gesanglich rollendeckend bis gut, darstellerisch fügten sich ausnahmslos alle wunderbar in die Spritzigkeit der Komödie ein; ebenso agierte der Chor sehr spielfreudig und steuerte einiges an Wohlklang bei.