Bezugnehmend auf seine Lieblingshunderasse sagte der Humorist Loriot in der ihm unverkennlich auf den Punkt bringenden Art: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Für den humorigen, manchmal trockenen Dirigenten Philippe Herreweghe könnte es dagegen heißen: „Ein Leben ohne Bach ist möglich, aber sinnlos.“ Mit Johann Sebastian Bach und seinem Collegium Vocale Gent startete der Belgier in Antwerpen – wenn schon die jährlich gegen Ende Januar in Brügge stattfindende Akademie nicht durchgeführt werden konnte – wieder einmal in das neue Jahr, also sehr verlässlich, beruhigend und tröstlich, das ist ja in diesen Zeiten schon etwas. Genau diese Empfindungen, in denen sich der berühmte Thomaskantor eben als überwältigender Trostspender bewährt, sollen die drei ausgewählten Kantaten zu schwieriger Zeit übermitteln, in denen die sehnsüchtige Vergewisserung der Sterblichkeit der Reflexion des Lebens dient, dem in der dadurch erkannten Gelassenheit größere Heiterkeit einzuräumen ist.
Mit BWV127, der Kantate für den Sonntag nächste Woche, begann jener menschliche Weg vom schmerzlich-quälenden Blick auf den Tod in einer unheilvollen Welt hin zur seligen Unempfindlichkeit und Klärung sorgenbehafteten Wolkendunkels durch Gläubigkeit dabei äußerst stimmig. Kein Wunder, standen Herreweghe doch seine Stammmusiker und somit geballte Erfahrung zur Verfügung, bereits mit dem herrlichen Eingangschoral den Trost mit Herz und Hand greifbar werden zu lassen, den der Gesang mit Bitten in der dem CVG manifesten rhetorischen Klarheit beschwörte und warm in den Raum abgab. Ihn umschmeichelte das ansteckend entspannende Vor- und Zwischenspiel von Streichern, Continuo sowie je zwei Altblockflöten und Oboen, wobei drei der Holzbläser mit Bart Coen, Koen Dieltiens und Marcel Ponseele obligat in der Sopranarie Dorothee Mields darin unterstützen, dem lebendigen Sterbenshang das ruhende, innere Gottvertrauen in rührender Unerschrockenheit und phrasierter Eindrücklichkeit entgegenzusetzen. Dass bei diesem Überzeugungswandel die Kraft des Glaubens dem dann nur scheinbar widersprüchlichen Realismus begegnet, verdeutlichte Peter Kooijs Accompagnato-Arien-Dialektik, in der – typisch Herreweghe – dem weltlichen Untergangsgetümmel im feurigen Teil keine allzu derbe Dramatik beigemessen, sondern aussagebestimmend der leichten, erlösenden Triumphsicht über jegliches Gedankenübel mit Alain de Rudders Solotrompete das Wort geredet wurde.