Vor seinem Rechtswissenschafts-Studium in Bayreuth und Bonn widmete sich Jens Klier seit frühester Kindheit musikalisch der Violine (Repertoire vom 17. bis 20. Jahrhundert). Während er zudem mit Gesang und dem Leben im Orchesterbetrieb groß wurde, entwickelte sich ein besonderes Interesse an der sogenannten 'Historischen Aufführungspraxis' und authentischen Instrumenten. Diese Leidenschaft hält sich hartnäckig, sodass er sie mit Vorliebe für das Barocke anstatt mit Finger und Bogen nun in Form der Musikkritik zu Gehör bringt. U.a. Telemann-Fan, Liebhaber J. S. Bachs Genies und Entdecker neuerer, seltenerer 'Alter Musik'.
Wer bei diesem frühbarocken Programm und der Energie des Ensembles nicht mittanzt und genießt, dem ist nicht mehr zu helfen. Große Freude, purer Wahnsinn!
Wenn es in einem ansprechenden Programm schwer fällt, einzelne Höhepunkte herauszugreifen, haben die Ausführenden Größtes vollbracht: Herz und Geist ergriffen.
Das Balthasar-Neumann-Ensemble und Katahrina Konradi ließen den vollmundigen Geschmack von Empfindsamkeit und jungem wie spätem Feuer der Leidenschaft auf Zunge und Herz zergehen.
Zwar wurden nicht alle höchsten Erwartungen gleich erfüllt, es überwogen aber doch noch weitaus die glücklichen Momente vergnüglicher Gelassenheit wie die deutlicher Kontraste.
Über ein Konzert von W. F. Bach 1774 gibt es zu lesen: „Alles was die Empfindung berauscht, Neuheit der Gedanken, frappante Ausweichungen, dissonierende Sätze...“. Bei La Scintilla und Minasi galt selbiges.
Von der Menschenleere des Theaterplatzes entführte das Ensemble unter Alessandro Tampieri für ein knappes Stündchen in die Vollmundigkeit Vivaldis Venedig.
Ging mit Saint-Saëns' Symphonie ein ersehnter Ruck durch das Orchester, erfüllten sich die erweckten Hoffnungen auf einen kämpferischen Beethoven bei Tjeknavorian und Mačelaru nicht.
Zwar litt die Inszenierung an bekannten oder braven Wirrungen, doch überzeugten Gesangs- und Instrumentalensembles mit kontrastreicher, kräftiger und griffiger Sprache in trüben Zeiten.