Ins Konzert gehen und nicht wissen was gespielt wird? Naja, eher eine zusätzliche Überraschung zu dem bekannten Programm. In der neuen Reihe „Überraschungsstücke“ spielt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks über die Saison verteilt in einigen Konzerten ein Stück, das vorher nicht im Programm steht. Bei Mariss Jansons erstem Konzert in dieser Saison ist diese Überraschung mit Emmanuel Chabriers Rhapsodie España gelungen. Sie war der Ausgangspunkt für einen rhapsodischen Abend, bei dem Solist Denis Matsuev am Klavier nicht vollkommen überzeugen konnte.
Wie so vieles kommt auch der Begriff der Rhapsodie aus dem Griechischen. „Rhaptein“ - flicken und „odein“- singen ergeben zusammen sozusagen einen „musikalischen Flickenteppich“, in dem Themen an Themen gereiht werden können. So entstehen mit viel nationalem Pathos dann beispielsweise Impressionen der verschiedenen Länder, die meist, wie in Liszts berühmten Ungarischen Rhapsodien, im Namen festgehalten werden. Mit den Rhapsodien von Liszt bis Gershwin haben sich das Symphonieorchester und Mariss Jansons ein Programm ausgesucht, das viele Freiheiten bietet und mit seiner Virtuosität höchste Ansprüche an das Orchester stellt.
George Enescus Rumänische Rhapsodie begannen die Musiker mit schwelgerischen Farben, die vor allem die Streicher mit brillanten Klängen unterstützten. Jansons entwickelte das Anfangsthema tänzerisch weiter, bevor es zum Schluss mit Vehemenz wiederkehrt. Liszts Zweite Ungarische Rhapsodie wurde am Ende des Konzertes weniger ein launiger Rausschmeißer, sondern ein klar strukturierter und dabei niemals angestrengter Höhepunkt des Abends. Weit differenzierter mussten sich die Musiker der Rapsodie espagnole von Maurice Ravel nähern. Die viersätzige Suite beginnt mit dem mystischen Prélude à la nuit, in dem das Symphonieorchester den edlen Streicherklang der Rumänischen Rhapsodie aufnahm. Die spanische Motivik und Rhythmik boten die Musiker mit beeindruckender Präzision dar und sorgten so für genügend spanische Feurigkeit in den nachfolgenden Tanzsätzen. Dabei gelang es Jansons immer, den Solisten genügend Freiheiten zu gewähren.