Die Aufführung von Giuseppe Verdis Messa da Requiem mit den Berliner Philharmonikern schien unter einem schlechten Stern zu sehen. Das gesamte ursprünglich vorgesehene Vokalquartett musste seine Mitwirkung absagen und ersetzt werden – was allerdings kurzfristig noch hochkarätig möglich war. So konnte es zu einer großen Darbietung kommen, in der keiner den anderen zu überragen suchte. Selbst die Erste Konzertmeisterin war mit Lisa Batiashvili luxuriös besetzt.
Zu den Dingen, die das Gelingen einer Aufführung dieses Werkes eines Genies (laut Johannes Brahms) zu Voraussetzung haben, gehört es, sich an Verdis Mahnung zu halten, nach der diese Messa nicht wie eine Oper gesungen werden dürfte – abgesehen von den wenigen Stellen, in denen sich der Komponist selbst nicht daran gehalten hat. So etwa gleich im „Kyrie eleison”, beim ersten Tenor-Einsatz, den Michael Spyres dann auch im Stile eines Verdi-Tenors mit großer Operngeste vortrug. Wenn er dann mit der unsterblich schönen Melodie des „Qui Mariam absolvisti“ und ihrer Variante im „Hostias et preces tibi“ alleine so berückend schlicht den Raum füllte, sang er wohl so, wie sich Verdi dies vermutlich gewünscht hätte.
Dass große Musiker*innen sich schnell zusammenfinden können, belegten die Darbietungen der über die gesamte Komposition verteilten Duette, Terzette und Quartette. So fanden sich die drei Vokalpartien des Terzetts „Quid sum miser tunc dicturus“ zunächst als Ensemble zusammen, vereinsamten am Ende und ließen jede Stimme für sich schließlich ersterben. Bei aller Klangpracht und den vielen melodisch berückenden Stellen, verlangt die Aufführung des Verdi-Requiems auch, verstört zu singen. So gelang es dem Bassisten Tareq Nazmi, der wie die Sopranistin Susanne Bernhard sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gab, in seinem „Mors“ oder der Mezzosopranistin Marina Prudenskaja in ihrem „Nil inultum remanebit“ stockende Leere auszubreiten.