Die Uraufführung von Thomas Larchers Klavierkonzert war schon für letzten Monat bei der Tschechischen Philharmonie geplant. Da die Orchestermusiker wegen der Corona-Vorsichtsmaßregeln derzeit aber nur mit gebührendem Abstand auf dem Podium sitzen können, passte Larchers Orchesteraufstellung mit großem Schlagzeugapparat in Prag nicht auf die Bühne. Die Premiere musste bis letzten Samstag warten. Mit derselben Begründung konnte jedoch nun die Uraufführung von Variations, einer neuen Komposition von Samual Adams, im Concertgebouw nicht stattfinden. Dieses Stück war nämlich für eine solch große Besetzung geschrieben, für die selbst die geräumige Bühne in Amsterdam zu klein war.
Ersatzweise stand Movements (for us and them), Adams Streichorchesterkomposition aus dem Jahre 2018, auf dem Programm. Es ist gefällige Musik, die für Adams Œuvre eher unübliche Parallelen aufweist zu den Kompositionen seines berühmten Vaters John Adams. Inspiriert wurde Adams Junior zu dieser Komposition von sechs Vorlesungen, die der Schriftsteller Italo Calvino am Ende seines Lebens (1985) für Harvard schrieb. Die Streicher des Radio Filharmonisch Orkest standen in Barockmanier hinter ihren Pulten rund um Chefdirigentin Karina Canellakis, wobei ein Streichquartett unter Leitung der scheidenden Konzertmeisterin Liz Perry jeweils vor den Gruppen positioniert war. Ob es nun daran lag, dass der Verfasser dieser Zeilen seit über einem halben Jahr zum ersten Mal wieder live im Saal sitzen konnte, oder dass das Probenvolumen dem übervollen Programm nicht angemessen war: Das Ganze wirkte nicht Fisch noch Fleisch. Die rhythmischen Finessen der Partitur kamen nur mühsam zum Tragen, die Dynamik blieb meist im mittleren Bereich, sodass die Solisten regelmäßig Mühe hatten, sich durchzusetzen. Und auch Canellakis’ Dirigat wirkte trotz ansprechend schwungvoller Bewegungen mechanisch, so als müsste sie sich für die an manchen Stellen fast vorhersagbare Musik noch warm laufen.
Kirill Gerstein, der Solist in Larchers Klavierkonzert wird dieses auch in Wien, Kopenhagen, Berlin, London und Bergen aufführen. Nach der gestrigen Premiere darf man gespannt darauf sein, welche Änderungen der Komponist an seiner Partitur noch vornehmen wird. Hatte doch auch Sibelius seine Fünfte Symphonie, die hier ebenfalls am Programm stand, nach der Uraufführung 1915 noch zwei Mal eingreifend verändert. Während der hiesigen Proben zu Larchers Klavierkonzert wurde zumindest schon einmal deutlich, dass für die aufwendigen Schlagzeugstimmen vier Spieler nicht ausreichen, was zur Folge hatte, dass einige Passagen bei der Uraufführung weggelassen werden mussten.