18 Jahre sind vergangen, seit das Boston Symphony Orchestra das letzte Mal in München gastierte. Nun kehrte es endlich wieder zurück und präsentierte unter der Leitung von Chefdirigent Andris Nelsons ein außergewöhnliches Programm, das von russischer Romantik und Moderne bis zu französischem Impressionismus reichte. Gemeinsam mit Sopranistin Kristīne Opolais feierten die Amerikanern ein gelungenes Wiedersehen mit dem Münchner Publikum in der Philharmonie.
Schostakowitsch komponierte seine Bühnenmusik zu Hamlet im Jahr 1932, in einer Zeit, als Stalin erst begann, seine Repressionspolitik zu organisieren. Die skandalöse Hamlet-Adaption von Nikolai Akimov wurde sofort aus der russischen Hauptstadt verbannt. Das BSO brachte nun Ausschnitte der Bühnenmusik zur Aufführung und Nelsons stellte die grotesken Tanzrhythmen ausgelassen neben die fast schon nostalgisch anmutenden Passagen. Den Abschluss bildet das Requiem, das er vom dunklen Dies irae-Hymnus im Fagott mit sehr dichtem Klang und großer Spannung bis zum Höhepunkt konsequent entwickelte.
Weitaus romantischer ging es da Kristīne Opolais an, die Rachmaninows Lied Zdes’ khorosho mit klarem, bisweilen nicht ganz so vollem Timbre eine gute Portion Sehnsucht verlieh. Doch bei ihr lag der Fokus mehr auf der genauen Ausbalancierung der dynamischen Nuancen. Ebenso wie in der anschließenden Briefszene der Tatjana aus Eugen Onegin von Tschaikowsky beeindruckte sie mit einem äußerst differenzierten Piano, auf das Andris Nelsons sehr genau einging, wenngleich er dabei den ein oder anderen Wackler in den Hörnern in Kauf nahm. Opolais begann die Arie mit viel Schwung, dennoch hätte man sich auch hier etwas mehr Fülle in der Stimme gewünscht. Nelsons sah sein Orchester bei beiden Werken eindeutig in der Begleiterrolle und gab Opolais viel Spielraum, wobei die beiden mit ihrem genau abgestimmten, sehr natürlichen Zusammenspiel beeindruckten.