Mit dem Programm „Polarlicht“ entführten die Münchner Symphoniker ihr Publikum in die spannende und farbenreiche skandinavische Klassik, die mit ihrer nordisch-kühlen Romantik zu den klirrendkalten Temperaturen vor den Türen des Herkulessaals passte.
Den Auftakt des Programms machte die Karelia-Suite, die in drei Sätzen die Landschaften Kareliens, einer Region an der Grenze zwischen Finnland und Russland, beschreibt. Bereits im ersten Satz wurden einige Besonderheiten deutlich, die sich Dirigentin Anu Tali für die Interpretation des gesamten Programms vorgenommen hatte: Kraftvoll begann sie das Intermezzo; die Symphoniker klangen erdig und verzichteten auf überschwängliche Emotionen. Die marschartigen Themen im ersten und dritten Satz nahm Tali recht flott und betonte so die berauschende Wirkung der Suite. Dem entgegen steht die Ballade als zweiter Satz, die Tali mit genau gearbeiteten lyrischen Erzählbögen versah. Dabei entwickelte sie eine introvertierte, melancholische Klangsprache, die gleichzeitig mit großer Transparenz wieder den klaren Charakter des ersten Satzes annahm.
Dem schloss sich Edvard Griegs Klavierkonzert mit Alexej Gorlatch an. Der junge Pianist, der in Russland geboren wurde und mit drei Jahren nach Deutschland kam, zeigte in seinem Spiel große technische Virtuosität, die er vor allem in den Ecksätzen mit einer beeindruckenden Varianz an dynamischen Möglichkeiten ausspielte, von großen, expressiven Ausbrüchen über die gesamte Klaviatur bis feine, verträumte Pianomomente. Im Adagio hingegen überzeugte er mit beeindruckender erzählerischer Kraft und intensivem Ausdruck, wobei besonders hier ganz deutlich wurde, wie genau Tali Orchester und Solist zusammenführte. Gorlatch zeigte mit seiner Interpretation des Klavierkonzerts seine technische Perfektion und offenbarte in seinem Spiel, das vielleicht noch etwas befreiter sein könnte, ein feines Gespür für Griegs warme Klangfarben.