Die komplette Bühnenmusik, die Edvard Grieg zu Hendrik Ibsens Drama Peer Gynt geschaffen hat, ist nur ein seltener Gast in den internationalen Konzertsälen. Die Gründe liegen auf der Hand: zu eng ist die Verknüpfung zwischen dem Drama, für die sie geschrieben wurde, und ohne das dramaturgische Gerüst desselben steht auch die Musik ohne ihre Basis da. Dies wurde schon von Edvard Grieg bemerkt, der zum Zweck der Aufführung von Teilen seiner Bühnenmusik im Konzertsaal zwei Suiten zusammenstellte, deren Sätze sogar Eingang in die populare Kultur gefunden haben.
Deshalb ist es umso schöner, dass der Musikwissenschaftler und Dramaturg Alain Perroux schon vor einigen Jahren eine Konzertfassung des Peer Gynt für zwei Schauspieler erstellt hat, die im großen Saal des Wiener Konzerthauses in einer deutschen Übersetzung und unter großem Personalaufwand eine mit Abstrichen als gelungen zu bezeichnende Aufführung erlebt hat.
Im Fokus des Abends standen daher notgedrungen die beiden ausführenden Schauspieler Sunnyi Melles und Sven-Eric Bechtolf. Während letzterer dem Anti-Helden des Stückes seine Stimme lieh, hatte Melles den Hauptteil der Arbeit zu stemmen, denn neben dem Sprechen aller weiterer Rollen blieb es ihr auch überlassen, als Erzählerin die Handlung voranzutreiben. Beide legten an diesem Abend eine souveräne Leistungen vor, wobei Melles noch etwas eindrücklicher und mit einer leichten Tendenz zur Exaltiertheit agierte als Bechtolf.
Der musikalische Teil des Abends lag hingegen in den Händen der Gesangsolisten Miah Persson, Marianne Beate Kielland und Johannes Weisser, sowie weiteren Solisten aus den Reihen der die Chorpartie übernehmenden Wiener Singakademie in der Einstudierung von Heinz Ferlesch. Als Orchester aggierten die Wiener Symphoniker unter der Gesamtleitung von Marc Minkowski.
Zweifellos bemühte sich Minkowski um einen geschlossenen Klang und eine aussagekräftige Interpretation der hochexpressiven Bühnenmusik Griegs, doch aus irgendeinem Grund kamen diese Bemühungen nicht bei den Ausführenden an. Dies war an der angespannten Unsicherheit des Chores (der sich zudem auch noch mit der ungewohnten norwegischen Sprache abzumühen hatte) wie der des Orchester zu spüren. Die Musik vermochte daher nicht ganz ihre rauschhafte Wirkung zu enfalten.