Nach den Worten Kirill Petrenkos erzählt Musik etwas, dahinter steht auch ein Drama, auch in der absoluten Musik. Doch gerade im Hinblick auf Johannes Brahms' Erste Symphonie – gemeinsam mit Robert Schumanns Manfred-Ouvertüre und Bernd Alois Zimmermanns Oboenkonzert am Programm der Saisoneröffnung der Berliner Philharmoniker – scheiden die Geister einander bis heute.
Für Schumanns Manfred-Ouvertüre wählte Petrenko den dunklen Klang, um die einzelnen Stimmen miteinander zu vermischen, was der durchweg mehrdeutig komponierten Partitur gut tat. Das sich manches noch nicht ganz stimmig ineinander fügte, verwunderte nicht, denn das geschieht nicht selten bei Konzerten zur Saisoneröffnung. Dennoch gelang es Petrenko und dem Orchester, Manfred mit seinem Thema hastig in den Saal zu treten und ihn regelrecht gegen die Periodenstruktur anrennen zu lassen. Von den Stauungen der Syntax wurde er in Fortspinnungen getrieben, noch bevor das Thema fest gesetzt war. Am Schluss standen Erlösung und Trauermusik im Zwielicht; beide Themen bildeten einen Kontrapunkt, näherten einander zwar an, blieben aber, indem sie auf die beiden Instrumentengruppen Bläser und Streicher verteilt wurden, doch getrennt voneinander.
Albrecht Mayer trat für den Solopart von Bernd Alois Zimmermanns Oboenkonzert auf das Podium. Er spielte den mit Raffinessen und Pointen gespickten Part mit einer solchen Präzision, dass eine ironische Maskerade voller neobarocker Spielfiguren zu Gehör kam, die er trotz aller trockenen Härten fast geschmeidig klingen ließ. Zum Höllenritt wurde die Aufführung erst in der halsbrecherischen Kadenz am Ende des letzten Satzes. Das Publikum schätzte diese Musik – und stellte wohl unausgesprochen die Frage, warum derlei Schätze ihm nicht häufiger serviert werden.