In 2018 begonnen, steuert René Jacobs' symphonischer Schubert-Zyklus mit seinem ihm im heimischen Gent verbundenen B'Rock Orchestra dem Abschluss entgegen. Brahms, dem wir so vieles in der Schubert-Pflege zu verdanken haben und zu dem Jacobs in diesem Jahr ohne Corona-Plage in seinem dirigentischen Schaffen mit dem Deutschen Requiem vorgedrungen wäre, maß der Dritten Symphonie, die das Ensemble bereits aufgenommen hat und jetzt im Konzert erklingen lassen wollte, allerdings so wenig Beachtung zu, dass er sie nicht einmal zur Aufführung empfahl. Erstmals öffentlich gespielt wurde sie 1881 in London, nachdem 1860 in Wien lediglich der Finalsatz angestimmt worden war. Anlässlich dessen schrieb berüchtigter Kritiker Hanslick: „Ein Werk der Jugend [...] und ihres vergnügt lärmenden Thatendranges, der sich regt und bewegt, ohne sich noch um Ziel und Erfolg Großes zu kümmern.“ Großes geschah mit seiner C-Dur-Symphonie von 1825-28, der Achten, deren Beiname – abseits der verwirrenden, nicht mehr aktuellen Nummerierung der von Brahms mitkuratierten alten Gesamtausgabe – Schubert ein gebührendes Denkmal setzte.
Heute ist es nicht Brahms, sondern die andauernde Pandemie-Herausforderung, die letztlich die von B'Rock und de Singel Antwerpen geplante Wiedergabe des früheren und immer noch seltener gespielten Stücks verhinderte. So blieb doch „nur“ Schuberts Große im durch Livestream geretteten Programm übrig, die Brahms verleitete, nach einem Konzert in Leipzig 1853 an seinen Freund Joseph Joachim zu schreiben: „Es hat mich weniges so entzückt.“ Entzückung setzte bei mir ein, als die Natürhörner (Brahms wäre so stolz!) das Thema der tempomäßig nicht merklich abgesetzten Andante-Einleitung hinter der Bühne meisterten und ich zugleich entspannt registrierte, dass Jacobs und Orchester wie bei der Voraufnahme wieder zur stimmigen antiphonen Wiener Aufstellung zurückgefunden haben. Außerdem verströmten die stets Größe verkündenden Posaunen bereits ihren historisch körnigen Reiz und bestimmten im gesamten Verlauf streng die nicht übermäßig schnellen, aber rhythmisch wie dynamisch sehr straffen Sätze. Im Allegro ma non troppo, in der ausgiebigen Coda dann piu moto getreu und vernehmbar angezogen, erschienen durch Dynamik und Disposition von allen Ecken die pulsierenden, abwechslungsreichen Figuren der luzide wabernden Streichergruppen, die ihre Lebenszeichen kontrastreich abstimmten mit hüpfenden Telegrafenzeichen der Holzbläser oder dem immer plastisch aufgefahrenen Naturgrummeln und Signalsetzen von Blech und Pauken.