2021 ist ein Jahr der Umbrüche. Corona beherrscht erstmals den Winter und das Leben vom Beginn des neuen Kalenders an. Völlig neu und rasend schnell konzipierte Impfstoffe lassen ein wenig in die Zukunft blicken, die aus deutscher Sicht eine andere Regierungsspitze bringt, aus europäischer Warte den Brexit managt und aus internationalem Blickwinkel die Rolle der USA und Chinas justiert. Für drei Cembalisten und Dirigenten sollte im Persönlichen eine ins Haus stehende musikalische Partnerwahl eigentlich planmäßig verlaufen, zumindest halbwegs. Die Pandemie zeigt dabei, wie klein die Welt ist; und wie noch kleiner die der Alten Musik. Laurence Cummings, Richard Egarr und George Petrou geben sich auf dem weiteren Lebensweg die Klinken in die Hand, indem Ersterer die Position des künstlerischen Leiters der Göttinger Händelfestspiele an Letzteren abgibt, während Mittlerer seinen Posten als Musikdirektor der Academy of Ancient Music für Cummings räumt, um selbigen Stuhl beim Philharmonia Baroque Orchestra zu besetzen, dessen Leiter bisher Nicholas McGegan, Vorgänger von Cummings in Göttingen, war. Als Music Director Designate der AAM durfte der Londoner Händelspezialist dabei die erste Hälfte der neu zusammengestellten Saison des Ensembles beginnen, per – mittlerweile gewohntem – Livestream und mit Muffat, Bach, Telemann sowie eben Händel.
Suonare è danzare (spielen ist tanzen) nannte man das Programm, das mit der Kraft der Barockmusik die weltlichen Sorgen vertreiben sollte; und dies mit dem der Epoche natürlich ganz eigenen Mittel des Tanzes, der in den vier ausgewählten Stücken in Form von Passacaille, Polonaise, Allemande, Gigue und Menuet klanglich in Erscheinung tritt. Zunächst in der aus Georg Muffats Sammlung Armonico Tributo stammenden Sonate Nr. 5 für zwei Violinen, Violen und Basso Continuo, deren erster Satz, die Allemande, innere Bewegung und Affekt Raum greifen ließ wie die die gescheite Fuga umrahmenden Adagii eine Erhabenheit und sentimentale Stärke. In sehnlichem Schwelgen der Violinen Bojan Čičićs und LizMacCarthys über dem Ostinato-Bass ging das zweite Adagio dabei besonders an die kognitiven, nervlichen (Be)Rührungspunkte von Wohlbefinden und Entspannung. Wer in der abschließenden Passacaglia mit seinen fünfundzwanzig Variationen folglich eine größere Ausgelassenheit erwartete, der wurde vielmehr mit einer weiterhin stilistisch mustergültigen Strenge überrascht, die ihre Lebendigkeit aus Dynamik, Bogengewichtung und brillantem Klang zog.