Unter dem Motto „The Yannick Experience“ verbringt Yannick Nézet-Séguin bereits die dritte Spielzeit als Artist in Residence am Konzerthaus Dortmund. In der Spielzeit 2015/16 ist er zahlreiche Male mit unterschiedlichsten weltbekannten Orchestern zu erleben. Nachdem Yannick Nézet-Séguin sich zusammen mit dem Chamber Orchestra of Europe bereits den vier Symphonien Robert Schumanns gewidmet hatte, präsentierten sie nun ihr gemeinsames Portrait Felix Mendelssohns anhand einer Auswahl seiner Symphonien.
Yannick Nézet-Séguin sah die Qualitäten der Mendelssohn'schen Orchestrierung besonders gut heraustreten, nachdem alle fünf Symphonien mit einer kleineren Streichersektion und an historische Aufführungspraxis angelehntes Musizieren erarbeitet wurden. Tänzerisch und impulsiv dirigierte Nézet-Séguin das Chamber Orchestra of Europe durch die drei Symphonien, denen zwölf Symphonien für reine Streicherbesetzung vorausgingen.
Seine Erste Symphonie für volle Orchesterbesetzung komponierte Mendelssohn im Alter von nicht einmal fünfzehn Jahren; sie steht noch in der Tradition der früheren Steichersymphonien. Ein furioser, krachender Beginn läutete nicht nur den ersten Satz der ersten Symphonie ein, sondern entwickelte sich zum Merkmal der folgenden schnellen Sätze des Abends; butterweich und an sich gehalten erklang dagegen das zweite Thema. Absolut synchrone Streicher mit getragen-träumerischen Bläsersoli gestalteten wohlartikuliert einen lebendigen Schlusssatz. In seiner Fünften Symphonie, der sogenannten „Reformationssymphonie“, verarbeitete Mendelssohn zur Feier des 300. Jubiläums der Confessio Augustana Luthers Choral Ein feste Burg ist unser Gott. Das COE arbeitete ihn sehr stringent und mit differenzierter Akzentuierung heraus. Differenziert war auch das Flötensolo des ersten Satzes. Sehr zart und behutsam stieg Clara Andrada de la Calle, eine der führenden Flötistinnen ihrer Generation, in das Solo ein und begeisterte mit innigem, herb-vollem Ton und großer Ausdrucksstärke.