In einer wunderlichen Inszenierung von Siegfried, gelang es der Regisseurin Rosamund Gilmore mythische Züge über den Kampf um den Anspruch des Ringes zu legen. In dieser Geschichte über das Erwachsenwerden, kämpfte Wagner als Komponist nach einer elfjährigen Abwesenheit am Ende des zweiten Aktes. Die Produktion zeigt Siegfrieds Entwicklung von einem verunsicherten Jungen aus einem zerrütteten Zuhause zu einem reifen Erwachsenen, der seine Märchenprinzessin in einem verlassen Palast findet, während sich die Musik ebenfalls zunehmend entwickelt.
Zu Beginn des ersten Aktes sieht man eine Gruppe von Tänzern in den Gräsern im hinteren Teil der Bühne wild gestikulieren. Mimes Hütte besteht aus einer Reihe an Requisiten. Dies bietet eine Gelegenheit, die Interaktionen zwischen Siegfried und Mime und Mime und dem Wanderer hervorzuheben. Der Zeitrahmen wird in die Gegenwart versetzt, Mime fährt auf einem Fahrrad. Der zweite Akt bietet ebenfalls eine leere Vorderbühne, mit einer großen geneigten Treppe, die die beiden zusammenfallenden Wände verbindet. Fafner erscheint als riesige Puppe mit Anzug und Zylinder auf einer roten Samtcouch aus der Tiefe der Bühne, umringt von dutzenden Tänzern im gleichen Kostüm. Der Waldvogel wird von einer weißgefederten Ballerina dargestellt, und hinter der Bühne gesungen.
Am beeindruckendsten ist der dritte Akt. In der Szene zwischen dem Wanderer und Erda, sitzt vorne auf der Bühne der Wanderer auf den Stufen eines zerstörten Turmes, aus dem Erda herauskriecht, begleitet von drei in schwarzer Spitze bekleideten Nornen. Der Dialog zwischen dem Wanderer und Siegfried ist bewegend und beruhigend, nicht streitsüchtig. Das Bühnenlicht wechselt von einem nebligen Blau zu einem feurigen Rot während der Feuermusik, die Bühne öffnet sich und enthüllt die gleiche geneigte Wand vom Ende der Walküre und eine größere Plattform mit einer schlafenden Brünnhilde darauf. Das letzte Duett wird auf und neben der Plattform gesungen, ein als Grane verkleideter Tänzer ist anwesend. Nur ganz am Ende schießt die Regisseurin etwas über das Ziel hinaus, indem sie die Tänzer in ekstatischen Bewegungen um das Paar herumtanzen lässt.
Im ersten Akt gab es einige Koordinationsprobleme zwischen dem Orchestergraben und den Sängern. Aber kaum war der Wanderer erschienen, wurden diese gelöst. John Lundgrens Wanderer war eine perfekte Darstellung eines älteren und weiseren Wotans. Wagner gab dem Wanderer die wohl schönste und zugleich schwierigste Musik des Rings, und Lundgren sang durchwegs mit Autorität und Würde, sein harscher Bariton zeigte eine besondere Fähigkeit für elegantes Legato. Er war ein großartiger Schauspieler, komisch mit Mime, ironisch mit Alberich, verletzlich mit Erda und sanft mit Siegfried. Ebenfalls herausragend war Jürgen Linns Alberich, meisterlich rachsüchtig und hinterhältig und erfreut über den Tod seines Bruders Mime. Seine Stimme, welche im Rheingold noch durcheinander und unfokussiert schien, war hier klar und eloquent. Dan Karlströms Mime war gut gesungen und gespielt, sein Charaktertenor war perfekt für die Rolle. Runi Brattaberg füllte die kleine Rolle des Fafner mit Nuance und Pathos, und Nicole Piccolomini prahlte als Erda mit nachhallenden niedrigen und durchdringenden hohen Noten.