Es gibt Geschichten, da fiebert man bis zum Ende mit, und gerade dann, wenn alles gut zu werden scheint, kommt das große Unglück. So eine Oper ist Giuseppe Verdis Ernani. Drei Männer buhlen um die Gunst einer Frau, die sich ohnehin schon längst für den Titelhelden entschieden hat, doch das Glück bleibt ihnen allesamt verwehrt. Blut, Tod, Tränen, man möchte fast sagen: typisch Verdi. Doch die konzertante Aufführung im Großen Festspielhaus bei den Salzburger Festspielen gibt dem Werk die ideale Gelegenheit, jenseits überladener Inszenierungen und Bühnenbildern zu wirken. Und siehe da, Ernani wird zur großartigen, gehaltvollen Liebesgeschichte.
Nicht zuletzt wegen der großartigen Sänger hoffte man bis zum Ende, dass Ernani seinen Schwur, sich beim Klang von Silvas Horn selbst zu töten, nicht wahr machen würde. Vor allem, weil man nicht aufhören mochte, Francesco Meli als Titelheld zu lauschen. Sein klares Timbre überstrahlte alles. Er war klar und deutlich bis in die letzten Winkel des Festspielhauses zu hören, ohne, dass sein Vibrato etwas Gepresstes gehabt hätte, und seine warmen Klangfarben unterzeichneten den traurigen und verzweifelten Ernani im Finale so wunderbar authentisch, dass man getrost auf ein Spielen der Rolle verzichten konnte. Da erzählte die Stimme genug, besonders in der astreinen Oberstimme.
Meli war titel- und tongebend, da mussten sich die anderen Sänger schon ins Zeug legen, um an seine Lautstärke ran zu kommen – was nicht bedeutete, dass sie ihm in puncto Können nachstanden. Wenn auch nur bedingt mit Einsätzen versehen, gab Vittoria Yeo eine verliebt-verzweifelte Elvira. Wunderbar weich sang sie die Bögen aus, konnte aber auch mit starken Spitzentönen überzeugen. Wie schade, dass sie zwischen den vielen Parts der Männer so wenig Möglichkeiten hatte, zu wirken. Das letzte Duett mit Francesco Meli ließ sie allerdings in guter Erinnerung bleiben. „Schuld“ an diesem großen Leidensduett hat Gegenspieler Silva, gesungen von Ildar Abdrazakov, dessen grollender Bass ihn stets als bedrohlichen Schurken erscheinen ließ . Höchst flexibel sang er durch die Partie, und besonders seine langen tiefen Töne wirkten nach. Luca Salsi als Carlo letztlich klang schon majestätisch, noch ehe seiner Rolle die Kaiserkrone verliehen wurde; bei allen Verzierungen und Melodieläufen war er stets klar verständlich.