Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, denn diese könnten wahr werden… das ist, kurz zusammengefasst, die Geschichte des alten Junggesellen Don Pasquale.
Dessen Neffe Ernesto liebt die arme Witwe Norina und pfeift auf die Heiratspläne, die Onkelchen für ihn hat. Dass er deshalb enterbt wird und der schrullige Alte nun selbst eine Familie gründen will, trifft ihn unvorbereitet, doch hat Malatesta, Pasquales Leibarzt, ein Rezept: Er jubelt Pasquale seine vorgeblich naiv-tugendsame „Schwester“ als (Schein-)Ehefrau unter, und diese macht ihrem Mann das Leben umgehend zur Hölle. Norina alias Sofronia ignoriert ihn, wirft sein Geld zum Fenster hinaus, und dann ist da noch Ernesto... Höhepunkt der Lektion, die dem armen Pasquale erteilt wird („Begehre keine junge Frau!“), ist eine heftige Ohrfeige, und letzten Endes muss er froh sein, das ihm angetraute Luder gegen reichlich Bares loszuwerden, weshalb das echte Liebespaar nicht nur glücklich, sondern auch vermögend wird.
Sowohl in Donizettis Musik als auch im Libretto, an dem er mitbeteiligt war, sprühen die Funken und fliegen die Pointen, und dennoch ist Don Pasquale mehr als die oberflächliche Komödie, die nach einer Spielpause von gut 30 Jahren für die Staatsoper von Irina Brook neu inszeniert wurde. Ort der Handlung ist hier Don Pasquales bieder ausgestatteter Nachtklub mit großer Bar und viel grünem Dekor, den Norina, bei Brook Schauspielerin statt arme Witwe, im Tussi-Stil in Pink und Flamingo-Rosa, mit Zebra-Streif und Fotos umgestalten lässt. Das ist aber auch schon das einzig Neue am Blick auf jenen Stoff, der neben dem Barbier von Sevilla und dem Liebestrank zu den besten drei in der Buffo-Abteilung des Belcanto gehört. Dass aktuell in Wien ein alter Society-Löwe von seiner jungen Frau unter dem Gejohle der Klatschpresse vorgeführt wird und das Thema „alter reicher Mann und junge hübsche Frau“ ohnehin eine unerschöpfliche Quelle für Psychogramme ist, findet keinen Eingang in die Inszenierung, doch die Personenregie handwerklich solide.
Dazu passte, was man an diesem Abend aus dem Graben hörte: Jesús López Cobos bekommt in diesem Haus einiges an Routine-, pardon, Repertoire-Belcanto zu dirigieren (L’elisir d’amore, L'italiana in Algeri,…), und nun durfte er nach der Neu-Inszenierung von La Cenerentola 2013 auch den neuen Don Pasquale aus der Taufe heben. Wie zu erwarten war, gab es trotz offensichtlicher Bemühungen keine überraschenden Impulse, dennoch darf man zum Dirigat des Abends positiv anmerken, dass zumindest alles gut geprobt schien, und dass trotz mancher Grobheiten gegenüber den Sängern mehr italienische Eleganz im Graben als auf der Bühne herrschte. Das Staatsopernorchester war gut disponiert und (im Gegensatz zu der von mir zuletzt rezensierten Anna Bolena) in offensichtlicher Spiellaune.