Wie die meisten seiner Symphonien folgt auch Mahlers Fünfte dem Konzept per aspera ad astra. Dass Semyon Bychkov der Symphonie bei seinem Gastspiel mit den Münchner Philharmoniker im Gasteig Tschaikowskis symphonische Dichtung Francesca da Rimini an die Seite stellte, ließ auf einen Abend mit Emotionen und Extremen hoffen. Und Bychkov konnte die Erwartungen besonders in Mahlers Symphonie erfüllen.
Grundlage für Tschaikowskis Symphonische Fantasie bildet der fünfte Gesang aus Dantes Divina Commedia und schildert in flammender Intensität die Liebe Francescas zu Paolo, dem Bruder ihres Ehemannes, die schließlich in beider Tod endet. Musikalisch entfesselt Tschaikowski dabei in den ersten und dritten Teilen der Dichtung eine furiose, wilde Klangsprache, die den cantabilen Mittelteil umrahmt.
Bychkov hatte die Philharmoniker sehr gut eingestellt und entlockte ihnen schon zu Beginn einen tief düsteren Klang, mit ungewohnt durchdringender Substanz. Die Philharmoniker präsentierten die Symphonische Dichtung mit sehr kompaktem Klang und exaktem Zusammenspiel, das im Gesamtbild zu einer sehr transparenten Interpretation führte. Besonders der lyrische Mittelteil wirkte emotional drängend und spannungsgeladen. Mit präziser Phrasierung entwickelte Bychkov diesen mal erzählkräftig, mal nachdenklich und mit strömender Brillanz.
Das furiose Finale blieb dann allerdings etwas zu sehr im detailliert kontrollierten Rahmen hängen. Viele dynamische Variationen und ein nicht allzu rasantes Tempo ließen es nicht wirklich zwingend und etwas glatt wirken.
Dieser Eindruck verflüchtigte sich direkt nach der Pause mit dem Trauermarsch der fünften Symphonie. Bychkov begann die Symphonie kraftvoll und legte bereits in den ersten Takten großen Wert auf den dramatischen Ausdruck. „Wie ein Kondukt“ gibt Mahler in der Partitur als Anweisung, die Bychkov mit strenger Präzision umsetzte und in dunkle Dramatik verwandelte. Besonders die starken Blechbläser trugen dabei einen wichtigen Teil zur Interpretation bei, die sich zwar der erdigen Gewichtigkeit des Blechs bediente, allerdings nicht von diesem erdrückt wurde.