Am 29. März 1795 schloss Beethoven in Wien sein Studium mit dem Auftritt als Komponist seines Klavierkonzertes in C-Dur offiziell ab. Seine „Leichte Kaprice“ entstand ebenfalls in diesem Jahr und ist heute nur noch unter der nachträglich nicht von Beethoven verfassten Werkbezeichnung „Die Wut über den verlornen Groschen“ bekannt. Vom Beginn seiner Ankunft in der Stadt am 10. November 1792 bis zum Ende des Jahrhunderts ist just die Zeit, in der Beethoven vornehmlich als fulminanter Virtuose am Pianoforte auftritt – von nicht wenigen gefeiert, von den überzähligen Anhängern Hummels meistens stark kritisiert. So sehr die Bezeichnung des Rondo-Stücks in seinem Ausdruck des emotionalen Auf und Ab auch an eine Wüterei erinnern mag, die ganz leibhaftig verzweifelte Rage befiehl vielmehr Beethovens Kontrahenten in ausgetragenen Klavierduellen. Als einer der ersten und bekanntesten Wettstreite wird jener mit Abbé Joseph Gelinek überliefert.
Die Quellenlage dazu ist im Gegensatz zu den weiteren mit Joseph Woelfl und Daniel Steibelt allerdings einigermaßen dürftig und nicht frei von Ungereimtheiten, die Barry Cooper in seiner Biographie aufweist. Während einige mit nachweislicher Sicherheit von 1797 beziehungsweise 1798 ausgehen oder gar das genaue Datum des musikalischen Zweikampfs auf den 21.06.1798 festzulegen vermögen, halten die Urbezüge, Carl Czernys Erzählungen an Otto Jahn sowie Johann Schenks Selbstbiographie, keine konkrete Angabe bereit. Kommt Schenk in seinen Erinnerungen machnmal mit den Jahreszahlen 1793 und 1794 durcheinander, soll Gelinek mit Beethoven zusammengetroffen sein, als dieser „erst angekommen ist“. Sechs Monate soll Beethoven Unterricht bei Haydn gehabt haben, als Gelinek Schenk bat, Beethoven im Kontrapunkt voranzubringen, da er bei Haydn selbst unzufrieden wäre. Folglich scheint für das „Play-Off“ am ehesten Mitte 1793 möglich gewesen.
Eigentlich schwer vorstellbar, dass Gelinek Beethoven noch an einen Lehrer vermittelte, nachdem er im Duell vernichtend geschlagen wurde. Doch auch in der Betrachtung der Reaktionen bleibt das Bild Interpretationen ausgesetzt und mit Vorsicht zu genießen. Selbst wenn sich Gelinek in Jan Caeyers' Beethoven-Biografie trotzdessen als schlicht schätzend liest, wofür zudem die spätere Befassung des Verlierers mit den Beethoven-Werken, unter anderem in der Anfertigung von Klavierauszügen spricht, und in den Memoiren Schenks erst nach dem Wettkampf aus unbekanntem Grund Unfrieden zwischen beiden herrschte, bewirkte die Niederlage laut Czerny in Alexander Wheelock Thayers Buch eine lebenslang geschworene Gegnerschaft. Aber was war eigentlich passiert?
Musikwettbewerbe in Form eines Klavierduells erfreuten sich in Wien großer Beliebtheit. Die adlige Gesellschaft hatte Spaß daran, konnte sie in der künstlerischen Auseinandersetzung zweier Könner, jeder für sich virtuos, ob etabliert oder aufsteigend, als Jury in Erscheinung treten. Als ein solcher Veranstalter betätigte sich Fürst Philipp Kinsky, in dessen Diensten Gelinek stand. Gelinek genoss einen hervorragenden Ruf als Pianist und Komponist von Variationen. Er hatte sich ein paar Jahre vor Beethoven in Wien niedergelassen und neben seinen Berufen Theoriestunden bei Johann Georg Albrechtsberger genommen. In Gelineks eigenen Räumen konnte Beethoven spielen und das so gut, wie er es seit Mozart, dessen Freund er war, nicht mehr gehört hatte. Eines Tages sollte sich Gelinek „mit einem jungen Klavierspieler messen“, den er „verarbeiten (anderswo: zusammenhauen) wolle“. Welch pures Selbstvertrauen und absolute Siegesgewissheit daraus spricht!