Diese Kritik ist eine Hommage an Martha Argerich. Denn wer das Glück hatte zu erleben, wie Martha Argerich gemeinsam mit Mischa Maisky und Janine Jansen in der Hamburger Elbphilharmonie feinste Kammermusik zelebrierte, der kann nicht anders, als ihr zu huldigen, dieser argentinischen Klaviergöttin. Fragt man Klavierenthusiasten in der ganzen Welt nach den fünf besten Pianisten des Universums, dann ist ihr Name immer dabei. Argerich vereint in einzigartiger Weise verblüffende Virtuosität mit bodenständiger Musizierfreude auf allerhöchstem künstlerischen Niveau, und das seit fast 70 Jahren, debütierte sie doch im Jahr 1949 als Siebenjährige mit Beethovens Erstem Klavierkonzert. Seit mehr als 10 Jahren ist Argerich fast nur noch mit Kammermusik zu hören, wobei sie neben ihrem langjährigen Partnern wie Mischa Maisky immer wieder auch jüngere Künstler einlädt, Teil der Legende Martha Argerich zu werden.
Wenn Argerich oft zurecht als Vulkan am Klavier bezeichnet wird, dann ist Janine Jansen definitiv ein Geigen-Vulkan. Und auch in Mischa Maisky lodert noch das Feuer, welches ihn zu einem der aufregendsten und wegweisenden Cellisten des 20. Jahrhunderts gemacht hat. Somit waren gewissermaßen drei musikalische Generationen auf der Bühne musikalisch vereint: Maisky als Vertreter einer heroischen Generation instrumentaler Titanen, der die strahlende Fackel seiner Lehrer Mstislav Rostropovich und Gregor Piatigorsky ins 21. Jahrhundert getragen hat. Janine Jansen als eine dieser wunderbaren Violinwunder unserer Generation; unaufgeregte und unerschrockene junge Frauen mit unerhörter Begabung und einem frischen Blick aufs alte Repertoire. Und Martha Argerich, die mit soviel Talent beschenkt wurde, dass ihre zeitlose musikalische Botschaft die Generationen überdauern wird.
Die anfängliche Cellosonate in g-Moll von Ludwig van Beethoven spielte Mischa Maisky, wie man es von ihm erwartete: Mit großen musikalischen Gesten, aufbrausendem Temperament und dick aufgetragenem Pathos, das mit der heutigen Musizierpraktik nicht viel gemein hat. Maisky neigte schon immer dazu, sein umfangreiches Repertoire epochenübergreifend stilistisch recht ähnlich zu interpretieren. Mit viel Verve und Gefühl, großem und bisweilen allzu übersteuertem Vibrato und kontrastreicher, teils manieriert anmutender Dynamik. In Zeiten der transparenten Originalklangästhetik wirkt das wie aus der Zeit gefallen. Und da Maisky seiner Klavierpartnerin musikalisch nicht viel entgegensetzte und der Klaviervulkan gleich in den ersten Takten heiß lief, geriet die Beethoven-Sonate streckenweise zum rasanten Klavierkonzert mit einem klangverliebtem Basso Continuo-Star.
Beim anschließenden Klaviertrio Nr. 2 in e-Moll von Dmitri Schostakowitsch gesellte sich dann die niederländische Geigerin Janine Jansen zu ihren sagenhaften Kammermusikpartnern. Das Zweite Klaviertrio von Schostakowitsch ist dem feurigen Trio wie auf den Leib geschnitten, mit all seiner Dramatik, in denen sich Passagen tiefempfundener Trauer nahtlos mit grotesk überzeichneten Freudentänzen abwechseln. Besonders eindrucksvoll gelangen die mutig aufgestrichenen Crescendo-Salven des Allegro con brios in ihrer fratzenhaften Fröhlichkeit.