Seit 2022 musizieren Julia Fischer und Jan Lisiecki im Duo und haben sich in dieser Zeit ein großes Vertrauensverhältnis aufgebaut, das ihnen ein gleichberechtigtes Spiel auf Augenhöhe ermöglicht, in dem jeder Nuance des Notentextes Bedeutung beigemessen wird. So auch bei ihrem Duorezital im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin, veranstaltet von der Konzertdirektion Hans Adler.
Stets wird gesagt, dass in Mozarts Sonaten für Klavier und Violine letztere auch wegfallen könnte. Julia Fischer gab ihrer Stimme aber solche Intensität, dass sie dem entgegenwirkte. Schon die Begleitung des vom Klavier vorgetragenen Hauptthemas zu Beginn, klang bei ihr nicht wie seine bloß farbliche harmonische Untermalung, sondern als eine Stimme, die gehört werden möchte. Wenn das Thema nämlich dann in der Rollenverteilung von ihr wiederholt wurde, war zu bemerken, dass die Veränderungen nicht im Thema, sondern in der Nebenstimme vorgenommen wurden. So entstand in der Sonate ein nicht allein makellos vorgetragener, sondern vor allem lebendiger Dialog, in dem die beiden einander sogar ins Wort fielen und auch manche Überraschung präsentierten. Fischers schwereloses legato setzte sich von Lisieckis pointiertem, rhythmisch exakten Klavierspiel ab und beide hielten einander dennoch stets in Balance.
Berühmt wurde die zeitgenössische Rezension zu Beethovens Sonaten Op.12, in der der „bizarre, mühselige Gang“ dieser Werke beklagt wurde. Fischer und Lisiecki stellten sich den Schwierigkeiten und erfüllen diese durchaus gelehrte Musik mit großem Ausdruck. Im Hauptthema der dritten Sonate dieses Zyklus antwortete die Violine nicht allein nur mit Echofiguren auf die Vorgaben des Klaviers, sondern akzentuierte die Hauptmotive und kehrte manche von ihnen wie nachfragend um. Feine Tempoverzögerungen trugen dazu bei, den Kampf um die jeweilige Vorherrschaft im Satz aufzuladen.
Höhepunkt war das Adagio. Beide zeigten nicht alleine, dass es durchaus Gesang in der Sonate gibt, sondern vermochten es vor allem, die ausladende Modulationen mit den ihnen entsprechenden dunklen Farben so zum Klang zu bringen, dass im wahrsten Sinne des Wortes Licht in das Dunkel des Satzes gebracht wurde. Das sprach für einen hohen analytischen Sachverstand des Duos, der notwenig ist, um eine Darbietung wirklich gelingen zu lassen. Im Rondo stand dann zurecht das Spielerische im Zentrum. Der Satz endete regelrecht überdreht, weil Beethoven den Refrain am Ende nicht wiederkehren ließ, was die beiden dazu veranlasste, dieses Allegro molto ausgelassen wie ein virtuoses Ping-Pong-Spiel mit den verstreuten Motiven des Themas ausklingen zu lassen.