Die David Geffen Hall in New York City (vormals Avery Fisher Hall) ist ein imposanter Bau aus dem Anfang der 1960er Jahre. Allein die Raumgröße des Saals ist in Europa nicht oft zu finden. Sie beheimatet das New York Philharmonic Orchestra, welches an diesem Abend, von Manfred Honeck geleitet, unter anderem Liang Wang an der Oboe begleitete.
Am Anfang stand jedoch die Ouvertüre des Lustspiels Dichter und Bauer von Franz von Suppé. Dieses abwechslungsreiche, oft gespielte Werk steht gern am Schluss eines Konzertabends, denn mit den unterschiedlichen Tempi, Rhythmen und Stimmungen kann es gut ein Gegenpol zu längeren Stücken sein. Der ruhige Beginn war dennoch ein guter Einstieg in den Konzertabend, bei dem sich Eileen Moon mit der Solostimme am Cello besonders hervortun konnte. Durch ihren routinierten Tonansatz mit bewusst kurz gehaltenen Einschwingzeiten trat sie schön aus dem Orchester hervor, und zog die Aufmerksamkeit Aller sofort auf sich.
Nach dem Bruch zum schnelleren Teil des Stückes änderte sich jedoch plötzlich die Herangehensweise des Orchesters. Die lauteren Abschläge am Anfang dieses Abschnitts gingen noch am ehesten gut von der Hand, jedoch fehlte hier schon etwas Witz und Leichtigkeit; danach schienen die schnell unterlegten Melodien und Tanzabschnitte das Orchester vor Probleme zu stellen. Die für den Walzer so wichtige, im Tempo etwas freiere, bestimmte aber lockere Akzentuiertheit der rhythmusgebenden Instrumente blieb völlig aus; es wurde deutlich zu schwerfällig agiert und die breiten Melodien konnten der Stimmung einer nachmittäglichen Tanzveranstaltung nicht gerecht werden. Zwar versuchten die Musiker, den Schluss mit Energie zu spielen und die Geschwindigkeit anzuziehen, um dies aber organisch und authentisch zu erreichen wäre schon vorher weitaus schnellere Wechsel zwischen den Dynamikstufen nötig gewesen. Der Geist und das Umfeld, aus dem das Werk kommt, konnten so leider kaum dargestellt werden.
Das folgende Konzert für Oboe und Orchester in D-Dur von Richard Strauss scheint kompositorisch zunächst eher unauffällig, setzt es sich doch aus einer Reihe kleinerer musikalischer Gedanken zusammen und wendet sich damit von der konventionellen Idee der musikalischen Entwicklung abwendet. So muss man bisweilen genauer hinhören, um die wertvollen Melodien und die Variationen in der Verbindung zwischen Orchester und Soloinstrument zu hören. Zu Beginn spielten gerade die Streicher schön in das Werk hinein, sprachen mit einer Stimme und führten so gut in die Stimmung des Werkes ein.
Solist Liang Wang beeindruckte mich mit souveränem Spiel. Die vielen kleinen, manchmal überraschend schnellen Ornamente spielte er mit Leichtigkeit, an manchen wenigen Stellen vielleicht etwas zu lässig. Er konzentrierte sich darauf Lautstärken und Geschwindigkeitsansätze seiner Interpretation bewusst zu setzen. Als Stimmführer seines Registers fiel ihm das einfühlsame Zusammenspiel mit dem Orchester leicht; insgesamt hätte er aber noch etwas mehr eigene Persönlichkeit in den Vortrag bringen können. Sein Spiel war zwar recht makellos, einen eigenen Weg in Ausdruck, Phrasierung und letztlich auch Außenwirkung ging er aber kaum.