Nach dem Gastspiel des Chicago Symphony Orchestra im Januar 2017 war nun ein weiteres der „Big 5”-Orchester aus den USA zu Gast in der Elbphilharmonie. Der renommierte Veranstalter Pro-Arte hatte das New York Philharmonic Orchestra mit seinem scheidenden Chefdirigenten Alan Gilbert auf das einzige Konzert in Deutschland eingeladen.
Alan Gilbert gab zunächst kurze Einleitung auf Deutsch, praktisch eine Entschuldigung, dass der Komponist Esa-Pekka Salonen nicht persönlich zu diesem Konzert in Hamburg dabei sein konnte. Vor einem knappen Monat erlebte das gemeinsames Auftragswerk des Chicago Symphony Orchestra, New York Philharmonic Orchestra, dem Londoner Barbican Centre und der Hamburger Elbphilharmonie seine Uraufführung mit dem Chicago Symphony Orchestra, wurde letzte Woche in London und jetzt in Deutschland vorgestellt.
Und wie hörte es sich an? Alan Gilbert sprach in seiner Einführung von Salonens komponierter „kosmischer Urmasse“, woraus dann die musikalische, lebendige Stimme des Cellos herauswächst. Knappe 38 Minuten dauert das Stück in drei Sätzen, welches Yo-Yo Ma auf den Leib geschrieben wurde. Hier werden dem Cellisten alle möglichen technischen Herausforderungen vorgelegt, welche er mit einer natürlichen Nonchalance bewältigte. Sein Ton war flexibel, mal schlank, mal vollblütig, immer virtuos. Man merkte ihm an, dass er dieses Konzert förmlich mitlebte.
Den ersten Satz beschreibt Salonen als herauswachsend aus „Chaos zur Linie”, wo Chaos als eine stilisierte Version der Idee zu verstehen ist. Etwa wie ein Bewusstsein, welches sich aus Staubwolken entwickelt und in einen Kometen umwandelt. So verläuft die Solostimme des Cellos wie auf der Flugbahn eines Objektes; das Orchester folgt diesem Objekt ähnlich einem Kometenschweif. Der zweite Satz entwickelt sich zwischen zwei keilförmigen Wolken, fast zwischen Gänsefüßchen. Langsame Cellobögen werden in Echtzeit aufgenommen und geloopt, also elektronisch wiedergegeben. Daraus ergibt sich ein spielerisches Duett, Echos, die sich zum Teil im Raum verlieren. Auch eine Altflöte verfolgt diese Linie. Der dritte Satz setzt dort an, wo der Zweite aufgehört hat, langsam und introvertiert. Bald entwickelt sich aber ein rhythmisches Mantra, mit Congas und Bongos, die auch tänzerisch pure Freude ausdrücken, eben nichts mehr mit unpräzisen Wolken zu tun haben zu müssen. Zunehmend schneller, bis zum Punkt der Ekstase steigert sich auch das Cello in einer fröhlichen Coda. Zum Ende hinzu brennt die kinetische Energie sanft aus, und das Cello erklimmt ein hohes B.