Jeder kennt es: vor allem in schwierigen Zeiten bietet die Musik Ablenkung, Trost und Ermunterung. Geht man nicht ins Konzert, die Oper oder die Messe, hört man vertraute oder neue Klänge in seinen unterschiedlichen Gemütszuständen und Bedürfnissen unterwegs zur Arbeit, in der Pause, beim Sport, beim jeweiligen tatsächlichen Anlass oder zu Hause via vielfältiger Übertragungsmöglichkeiten. Dieser Tage befinden wir uns alle in völlig neuen Situationen. Während der eine vielleicht mehr Zeit hat, mal eine ganze Oper zu genießen oder neues Repertoire zu erschließen, sucht diejenige, die der geliebten „Routine“ nicht nachkommen kann, nach „rettenden“ Angeboten. Und was macht ein Musikfreak, dem womöglich gerade genau das sprichwörtlich die Decke auf den Kopf fallen lässt? Er überlegt sich, woran er sich in – sonst nur aus Interviews bekannter Frage danach, welche Musik man mit auf eine einsame Insel nähme – verordneter Isolation nicht satt hören kann. In meinem Fall barocke Dauerbrenner, die Ihnen vielleicht ebensolche Freude und Inspiration bereiten.
1 Telemann: Don Quichotte: „Son attaque des moulins à vent”
Ohne Telemanns Humor und Esprit geht es für mich nicht. Don Quichottes „Son attaque des moulins à vent” mag einerseits etwas makaber erscheinen, andererseits noch nicht mal das Paradebeispiel für seinen unverwechselbaren Ideenreichtum sein. Doch ist dieser Ouvertürensuiten-Satz ein kraftvoller Aufheller, Mutmacher und Energiespeiser, den ich seit der Kindheit nicht missen möchte.
2 Bach: Wachet! Betet! Betet! Wachet!
Schon abgedroschen erscheint die Erkenntnis, dass Bach in jeder Lebenslage hilft. Ein eindringliches Zeichen formuliert der rüttelnd anfassende Eingangschor der Kantate Wachet! Betet! Betet! Wachet!, der Tanz und Ernst so kunstvoll kombiniert, dass es einem schön unheimlich, nein unheimlich schön in den Bann des Lebens und Bachs Genie zieht.
3 Vivaldi: Concerto, RV 157
Auch bei Vivaldis Concerto, RV 157 stelle ich auf Dauerschleife. Neben melodischer Eingängigkeit, Spritzigkeit und aufwühlendem Charakter, der unterhält, ist es seine Tonart, die tiefempfundene Funken in der Seele zum Leuchten bringt.
4 Händel: Dixit dominus
Die Psalmvertonung Dixit dominus begleitet mich ebenfalls seit der Kindheit. Bei Händel fragt man sich natürlich gleichsam, welches Werk man herausgreifen sollte für eine nur beschränkte Liste. Dieses Stück verbindet alles: Konzert, Kirchenmusik, Operndrama. Drei in einem oder meine Händelianische Dreifaltigkeit der Barockmusik.