Als dichter Nebel während der Ouvertüre über die in der mitte der Bühne zusammengekauerte Gestalt des Eriks zog, war ein Geräusch fehl am Platz: Wassertropfen. Das laute Tropfgeräusch dissonierte mit den letzten Akkorden dieser gefühlsgeladenen Ouvertüre. Es tropft während der Oper ununterbrochen weiter, höchstwahrscheinlich um den Bach hinter der Kulisse wieder aufzufüllen, durch den jeder durch muss, um auf die Bühne zu gelangen. Die dadurch entstandene trostlose, feuchte Atmosphäre gibt den Ton für das gesamte Stück an, währenddessen Erik meistens irgendwo im Schatten der Kulisse präsent bleibt.
Regisseur Christian Spuck gibt den Charakteren nicht einmal einen kleinen Funken Hoffnung auf privates Glück während des zweieinhalbstündigen Dramas. Spuck, Tänzer und derzeit Direktor des Ballett Zürich, kreiert durch seine Choreographie der Protagonisten und des exzellenten Chors (von Raymond Hughes geleitet) oft lebende Bilder. Es liegt an den Sängern selbst, den Figuren emotionale Tiefe zu verleihen.
Obwohl Daland seiner Tochter und dem Fremden, der aus ihm einen reichen Mann macht, seinen Segen gibt, ist es doch von Anfang an gewiss, dass niemand Liebe oder Erfüllung in dieser grausamen und egozentrischen Erzählung finden wird. Jeder ist verdammt und so ist es kein Wunder, dass Senta in der letzten Szene Eriks Jagdmesser nimmt, um Selbstmord zu begehen, gerade als der Holländer durch das Wasser in das Meer hinaus watet. Am Ende nimmt Erik die gleiche zusammengekauerte Position wie am Anfang ein, wachend über ein Modellsegelboot.
Bei all der Düsterkeit und dem Verderben, gab es im Orchestergraben einen Lichtpunkt. Donald Runnicles führte das Orchester unerbittlich, verwechselte Lautstärke oft mit großer Leidenschaft, aber das hält diese Wagnersche Musik aus. Und das konnten auch die Sänger.
Die schwedische Sopranistin Ingela Brimberg war mit ihrem klaren Sopran eine völlig überzeugende junge Senta, verliebt in einen Mythos. Ihr endgültiges Bekenntnis zum Holländer, ihre Treue über den Tod hinaus beschwörend, war besonders emotionsgeladen und herzerweichend. Tenor Thomas Blondelle war in seiner Liebe zu Senta gleichermaßen authentisch, mit seiner Hoffnung, sie vor ihrem selbst erkorenen Schicksal zu retten.