Die Neuinszenierung von Macbeth an der Staatsoper Berlin ist wohl kaum ermutigend für die Zukunft der Oper. Der Regisseur und der Sänger der Titelrolle sind, laut offiziellen Angaben, 82 beziehungsweise 77. Daniel Barenboim, der für seine zweite neue Verdi-Inszenierung der Saison auf dem Podium steht, ist mit seinen 75 Jahren dagegen fast ein Grünschnabel.
Der Sänger der Titelrolle ist, natürlich, Plácido Domingo. Und, alles in allem, kann er noch immer einige bemerkenswerte Dinge auf der Opernbühne anstellen, zumindest in der zweiten Aufführung dieser Produktion. Die Stimme hat eine beeindruckende Frische und Kraft behalten, und er versteht es noch immer, die Bühne in den dramatischsten Momenten zu beherrschen. Die Tatsache, dass es grundsätzlich die falsche Stimme ist, stört mich anscheinend mehr als andere – nicht zuletzt die Opernhäuser, die die Notwendigkeit einer passenden Besetzung gegen den Nutzen eines unerreichten Kassenmagnets abwägen, der der ehemals großartigste Tenor der Welt noch immer ist.
Aber obwohl Domingo in den großen Nummern durchaus überzeugend war, wirkte er in den Momenten dazwischen um einiges unsicherer, in den kleinen Details, die der Regisseur, Harry Kupfer, versucht hatte, zwischen ihm und seiner vampy Lady Macbeth, Anna Netrebko, einzuführen. Zu Beginn der Bankettszene war er etwas wackelig und schwach und seine Darstellung erschien mir in anderen Momentan steif und schablonenhaft. Das gehetzte Ausziehen und Aufeinanderspringen des Königspaares, wenn sie am Ende des dritten Akts „vendetta” singen, ist gleichermaßen vorhersehbar (die Verbindung von Sex und Gewalt in diesem Werk ist wohl kaum neu) und nicht überzeugend.
Tatsächlich hatte Kupfers Inszenierung selbst ihre wackeligen Momente. Banquos Sohn schafft es, zum Beispiel, davonzulaufen, da die Mörder harmlos wie angewurzelt stehenbleiben, und sein Vater wird (gewollt) anschaulich mit einem unhandlich großen Gerät umgebracht. Diese gesamte Szene spielt auf einem Baugelände – mit einer entfernten Stadt im Hintergrund und einer herabhängenden überdimensionalen Baggerschaufel – während der Mörder, der Macbeth in der folgendenen Szene Bericht erstattet, der Sache dienlich in einer Warnweste erscheint: Arbeitsschutz wird hier ernst genommen.