Auf dem Papier hatte dieses Programm unter Tugan Sokhiev etwas von Classical Pops: zwei mitreißende Tondichtungen rahmten Rachmaninows Evergreen-Rhapsodie über ein Thema von Paganini. Das Franck'sche Eröffnungsstück ist jedoch bei Weitem kein regelmäßiger Konzertsaalgast und wie sich herausstellte bekamen wir eine straff argumentierte, beinahe abstrakte Interpretation des Rachmaninow. Die Interpretation von Rimsky-Korsakows Scheherazade in der zweiten Konzerthälfte jedoch nahm die Überschreibung des Komponisten als „Symphonische Suite“ zu Herzen – er hatte Sorge, das Publikum würde das Stück als „nur“ bildhaft ansehen und die Feinheiten seiner kompositorischen Kunst nicht schätzen.
Es scheint, dass César Franck keinerlei solche Bedenken bezüglich seiner lebhaft beschreibenden Tondichtung Le Chasseur meudit (1882) hatte. Es ist ein herrliches Stück, in dem der Komponist in nur 15 Minuten durch seine Erzählung prescht, eine durch und durch romantische Geschichte auf der Basis einer Ballade des Goethe-Zeitgenossen Gottfried August Bürger über einen unglückseligen Grafen, der sich mehr für die Jagd als für den Kirchgang interessiert und dazu verdammt wird, bis in alle Ewigkeit von einem Dämon durch den Wald gejagt zu werden.
Es beginnt mit etwas, das fast Gounod in Pastoralstimmung sein könnte, entferntes Läuten und eine sanfte Cellokantilene lehnen sich zurück auf ein moosiges Klangkissen. Das trotzige Horn des Grafen beginnt aber zu unterbrechen, bevor wir zu einem aufregenden Abschluss galoppieren, der uns Liszts Mazeppa näher bringt. Es war das erste Mal, dass das Orchester dieses Werk in nahezu 80 Jahren gespielt hat – Carl Schuricht dirigierte es zuletzt, verriet das Programm, während kein geringerer als Busoni das Orchester darin zum ersten Mal dirigierte. Es gab jedoch keine Anzeichen von Unvertrautheit seitens der Musiker unter Sokhiev, der hier ein wirklich packendes Drama dirigierte, straff, gelegentlich vielleicht etwas überlaut, aber zweifelsohne aufregend.
Für den Rachmaninow hatte sich das Orchester die Dienste von Nikolai Lugansky gesichert, der sein Debüt mit dem Musikern gab und eindeutig auf Eindruck aus war. Und beeindruckt hat er mit erstaunlicher Klarheit, selbst bei den rasanten Tempi, die er vorlegen zu wollen schien. Der Effekt konnte etwas kühl sein, brüsk und geschäftsmäßig sogar, mit gelegentlicher Spannungen, wenn der Pianist versuchte, das Orchester voranzutreiben.