Wenn im finalen Satz von Ottorino Respighis Pini di Roma das Orchester mit viel Getöse eine komplette römische Legion heraufbeschwört, könnte man fast von dem Farbenreichtum abgelenkt werden, den die Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Juraj Valčuha mit dem restlichen Programm heraufbeschworen. Dass der amtierende Chefdirigent des Teatro San Carlo Neapel italienische Musik im Gepäck hatte, war natürlich selbstverständlich und genau das Richtige für die hochsommerlichen Temperaturen vor den Türen der Münchner Philharmonie.
Mit seiner „Römischen Trilogie“ gelangte Respighi zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zu Weltruhm und das, obwohl es sich um reine Instrumentalmusik handelte, die in Italien entgegen der Oper lange Zeit einen schweren Stand hatte und gerade durch Respighi neue Impulse erhielt. Die Philharmoniker brachten mit den Fontane di Roma und den Pini di Roma zwei dieser drei viersätzigen symphonischen Dichtungen auf die Bühne. Die klanggewaltigen Szenenbeschreibungen aus der römischen Hauptstadt waren bei Valčuha in den richtigen Händen. Der Slowake dosierte den Klang der Philharmoniker sehr genau, ausdifferenziert und schlüssig. Die sprudelnden Klangwasserfälle des Trevi-Brunnens im dritten Satz der Brunnen von Rom nahmen zwar Alpensymphonie-Ausmaße an, wirkten jedoch überhaupt nicht überwältigend, sondern waren genau das richtige Maß. Valčuha führte die Philharmoniker durch die dichten Klangaufbauten und ließ die Farben sehr transparent entfalten. Die Musiker nahmen die Stimmungen der Werke sehr genau wahr und setzten sie in unaufgeregte, fließende Bewegungen um. Der Triumphalmarsch zum Abschluss verlor bei den Philharmonikern jeglichen Anschein eines Kraftakts, sondern war Kraftdemonstration eines erstklassigen Orchesters.
Die erste Hälfte des Programms bestritten die Münchner mit Werken von Claude Debussy, beginnend mit dem spanischen Teil, Iberia, aus den dreiteiligen Images. Die Selbstverständlichkeit, die die Philharmoniker bei Respighi an den Tag legten, fehlte ihnen hier vielleicht noch am meisten. Zu konstruiert wirkte Valčuhas Ansatz, der technische Präzision den Vorrang gab, vor spanischem Rhythmus. Der ausgedehnte, mystische zweite Satz, Parfum de la nuits, jedoch gelang wirklich plastisch und entfaltete seine hypnotische Kraft wunderbar.