Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais Lebenslauf liest sich nahezu so spannend, wie seine Werke selbst. Der französische Uomo universale war ein wahres Kind seiner Zeit: Freidenker, Aufklärer und Lebemann. Neben zahlreichen Tätigkeiten, von Uhrmacher über Verleger, bis hin zum Geheimagenten, ist er heute vorrangig für seine Bühnenwerke bekannt. Mit den zwei der wohl bekanntesten Opernadaptionen aus seiner Trilogieespagnole eröffnet das Staatstheater Wiesbaden seine neue Spielzeit: Rossinis Il barbiere di Siviglia und Mozarts Le nozze di Figaro. Letztere Oper dieses Beaumarchais-Diptychons nahm sich Intendant und Regisseur Uwe Eric Laufenberg an – das Chef-d'œuvre wird zur Chefsache!
Das historisch nicht ganz stichhaltige „jus primae noctis” (Recht der ersten Nacht), die Machtverhältnisse zwischen den Personen unterschiedlicher Klassen und die Thematisierung der Ideale der Aufklärung machen Le nozze di Figaro zu einer gesellschaftskritischen Parabel, einer nur scheinbar heiteren Komödie, der es mit Feingefühl und überzeugender Personenführung zu begegnen gilt. Mozart und da Ponte schufen menschliche, komplexe Figuren, die ein Spiegel ihrer Zeit sind, uns aber in ihrer Zeitlosigkeit auch heute noch den Spiegel vorhalten können.
Mit dieser Komplexität scheint man jedoch überfordert, denn die Inszenierung hat wenig erhellenden Tiefsinn zu bieten – stattdessen muss man sich mit Klamauk und ein paar seichten Witze begnügen, während viel gestikuliert, herumgerannt und mit Türen geschlagen wird. Von eindringlicher Personenregie keine Spur. Das Bühnenbild von Gisbert Jäkel erinnert an die Entstehungszeit des Werks, beziehungsweise was das Requisitenlager des Theaters hergab und weitestgehend an Rokoko-Interieur erinnert. Zwischendrin treten die Figuren in moderner Kleidung auf. Warum Laufenberg die historisch anmutende Szenerie immer wieder mit neueren Details gespickt hat, wird nicht ersichtlich.
Dieses beliebige Arrangement von Kostümen und Bühnenbild schreit eher nach Kitsch als Kunst, da ist es den engagierten und stimmlich überzeugenden SängerInnen zu verdanken, dass es dennoch ein lohnenswerter Abend wurde. Das wunderbar homogene auftretende Ensemble des Staatstheaters Wiesbaden machte mangelnde Personenführung durch ansteckende Spielfreude wett.
Allen voran brillierte Anna El-Khashem, die letztes Jahr den 1. Platz beim Internationalen Gesangswettbewerb Neue Stimmen belegte. Ihre Susanna zeichnete sich durch mitreißende Darstellung aus, die sie mit schwereloser Sopranstimme und zarten Pianissimi ergänzte. Ebenso auch Konstantin Krimmel als Figaro, der neben charaktervoller und fester Stimme auch eine differenzierte Rollengestaltung anbot.