Es ist immer wieder anregend, wenn in wohlvertrauten Orchestern solistische Rollen – an Stelle eines Gastsolisten – an ein Mitglied des eigenen Orchesters vergeben werden und damit auch die Gesichter hinter dem Instrument lebendigere und schärfere Konturen bekommen. Andreas Kreuzhuber, gerade 22 Jahre alt, gehört zu den jüngsten Bambergern. Der Solohornist war nach früher Förderung Mitglied des Jugendorchesters der EU und bekam bereits 2014 einen ersten Vertrag mit dem Brucknerorchester Linz; zuletzt war er Solohornist beim Münchner Rundfunkorchester. Dass ein kaum erwachsener Musiker gerade mit dem Spätwerk des fast 80-jährigen Richard Strauss seine musikalische Visitenkarte abgibt, zeugt von sicherem Instinkt für verborgene Inhalte musikalischer Charakterbilder.
Richard Strauss hatte das klangvolle Hornspiel seines Vaters Franz bereits mit der Muttermilch eingesogen, war dieser doch Solohornist der Münchner Hofoper. So gehört sein Erstes Hornkonzert zu seinen frühen Werken, aufregende Hornsoli prägten immer wieder sein Klangbild. Das Zweite Konzert Es-Dur (1943) geht weit über das Erste hinaus, sehr virtuos und dankbar für das Soloinstrument zeigt es in seiner Harmonik die Handschrift des abgeklärten Komponisten der Oper Capriccio, blendet Kriegseindrücke oder Ängste der Verfolgung jüdischer Verwandter seiner Gattin völlig aus.
Die Bamberger waren in verkleinerter Zahl der Streicher auf dem Podium, erreichten so deutlich klarere Konturen bei den Bläsern. Sie bildeten einen delikat kammermusikalischen Rahmen für den Solisten, spielten fast mozartisch leicht, artikulierten nuanciert. Schon in der kleinen Kadenz des Beginns zeigte Kreuzhuber einen hellen, herrlich runden Ton und atemberaubende Beweglichkeit, so wie in den kecken wie grazilen Tongirlanden der virtuosen Ecksätze, spielte mit den klangfarblichen Subtilitäten und elegischen Zwischentönen des Andante, das auch dem Orchester (und der fulminanten Hörnergruppe) viel Raum zur melodiösen Einmischung gab.
Die Bamberger Symphoniker sind regelmäßig im optisch wie akustisch vorteilhaften neubarocken Stadttheater Fürth zu Gast. Am Pult des Orchesters lernte man an diesem Abend einen Gast aus den USA kennen: Robert Trevino, derzeit Musikdirektor des spanischen Basque National Orchestra, leitete mit genauer Gestik und penibel gezielten Einsätzen. Zur Eröffnung hatte er das Vorspiel zu Hermione von Max Bruch mitgebracht. 1920 mit 82 Jahren verstorben hatte dieser immer an romantischen Idealen festgehalten und auch vier Opern sowie Dutzende großer Chorwerken verfasst. Nach seinem Tod geriet sein Schaffen in Vergessenheit, lediglich sein g-Moll-Violinkonzert blieb Favorit vieler Musikliebhaber. Die von elegisch traurigen und vital jugendlichen Momenten geprägte Ouvertüre machte durchaus Appetit auf mehr, ließ in einem herrlich ariosen Klarinettensolo (Günther Forstmaier) aufhorchen.