Seine Begeisterung wirkt ansteckend, überträgt sich gleichermaßen auf Publikum wie Orchester. Die erfahrenen Bamberger Symphoniker hat der aus dem südlichen Apulien stammende Giuseppe Mengoli bei der Mahler Competition 2023 durch seinen ebenso lockeren wie agilen Dirigierstil so beeindrucken können, dass ihm die Wettbewerbsjury einmütig den Ersten Preis zuerkannte. In einem Deutschlandfunk-Interview beschrieb er seinen Zugang zum Musizieren einmal: „Ich möchte wirklich herausbringen, was ich in der Partitur sehe, und es gibt kein Ich dort, sondern Musik, Musik. … Ich vergesse mich in diesem Moment“.
Er studierte zunächst Geige, war mit 20 Jahren Konzertmeister beim Konzerthausorchester und dem rso Berlin. Sein Debüt am Dirigentenpult gab er 2018 mit dem Gustav Mahler Jugendorchester, assistierte bei John Axelrod, Teodor Currentzis und Daniel Barenboim. Spätestens seit er für Herbert Blomstedt in Bamberg einsprang, schnellte seine Karriere steil nach oben, wurde er zum willkommenen Gast bei vielen Orchestern. Mit den Bambergern war er nun überzeugender und umjubelter Gast im Stadttheater Fürth.
In der Oxford-Symphonie, die Joseph Haydn im Juli 1791 sozusagen als „Dissertation“ zur Verleihung seiner Ehrendoktor-Würde präsentierte und die bereits zu Mengolis Wettbewerbsprogramm gehörte, ließ schon der Adagio-Beginn aufhorchen: so märchenhaft geheimnisvoll sind die getupften ersten Harmonien nur selten zu hören, so fragend die sinkende Linie der Streicher im chromatischen Quartfall. Quirlig und scharf akzentuiert forderte Mengoli dann die Sechzehntel-Girlanden im Kontrapunkt-Getümmel des Allegro, elastisch aus weiten Schwüngen seiner Arme und des Körpers, voller Freude über die Musik. Beseelte Piani gestaltete er spannungsvoll und mit fröhlicher Energie, gab dem Seitenthema Grazie ebenso wie den Ton trotzigen Ernstes.
Einschmeichelnde Liedmelodie zeichnete den Beginn des Adagio aus; die innere Erregung, die im Mittelteil mit bestürzender Gewalt hervorbricht, legte Mengoli als leidenschaftliches Aufbegehren an. Auch im Menuet folgte auf beschwingten Beginn ein unerwartet nachdenklicher Mittelteil. Im finalen Presto gefielen virtuose Leichtigkeit und liebevolle Ziselierung: Überraschungen wie Generalpausen oder spielerisch heiteres Tonartenspiel wurden von Mengoli kenntnisreich herausgehoben, demonstrierten den Spielwitz des an allen Pulten exzellent besetzten Orchesters.