Mein letztes Konzert der Düsseldorfer Symphoniker unter Chefdirigent Ádám Fischer aus dem November ist mir natürlich noch in lebhafter Erinnerung. Im Kopf habe ich zudem, dass eigentlich Haydns Sinfonia concertante, im Hoboken-Verzeichnis als Symphonie 105 geführt, auf dem Programm stand, ehe sie wegen einer Erkrankung der als Solistin auftretenden Konzertmeisterin Franziska Früh durch die symphonische Nummer 44 ersetzt worden war. Sie sollte nun endlich im neuerlichen Livestream erklingen, zusammen mit Dvořáks Neunter als angekündigter Auftakt zum weiteren Zyklus mit diesen beiden Komponisten unter der Sternenkuppel der Tonhalle. Aus der Neuen Welt also in der neuen Welt des digitalen Formats als Arrangement pandemischer „Normalität“.
Zumindest nicht ganz aus der Welt ist ja damit dankenswerterweise die Arbeit des Orchesters. Und Arbeit war angesagt, schließlich mussten zwei Premieren unter Fischer in Düsseldorf einstudiert werden. In der Tat, Dvořáks berühmteste Symphonie war für die DüSy unter seiner Leitung bisher Neuland. Haydns im Vergleich dagegen freilich viel seltener gespielte, sich aber dennoch einer irgendwie gearteten Beliebtheit erfreuende B-Dur-Symphonie ebenso, die 1792 – sprich einhundert Jahre bevor Dvořák das Dampfschiff über den großen Teich bestieg – beim Aufenthalt über dem Kanal in neuer Erfolgsstätte England entstanden war. Sie ist für einen Austausch von zwei Streicher- und zwei Holzbläsersoli mit dem Orchester geschrieben, der jetzt in der Tonhalle gut balanciert herüberkam. Das lag unter anderem wieder einmal an der (historisch-)angemessenen, kleineren Besetzung der Symphoniker, die von der ersten Note an eine warme Chalance an den Tag legten. Selbst wenn das einhellig formidable Solistenquartett darin offiziell gleichranging erscheinen mag, lässt sich eine – beinahe übliche – Bevorzugung der Violine nicht verleugnen, deren Herausgehobenheit Früh mit einem definitiv – leider und trotz allem richtigen Solo-Verständnis – stärkeren Vibrato unterstrich, das im Klangkontext des Ensembles nicht immer homogen war, letztlich unter acht Augen dann beispielhaft im Allegro nur, wenn im Dialog mit Doo-Min Kims Cello befindlich. Gemeinsam mit Gisela Hellrung und Veikko Braeme verband sie allerdings eine Leidenschaft und Professionalität, die das Stück mit seinen und von Fischer verlässlich aufgezeigten Betonungs- und Akzenterfreunissen zu einem sinngemäßen Beflügeln verleiteten.