Die meisten Komödien spielen mit einem Element des Sujets der vereitelten Hochzeit. Lehárs Operette Der Graf von Luxemburg steht auf der anderen Seite und macht sich komödiantisch über die Folgen einer fingierten Ehe lustig. 1909 in nur drei Wochen geschrieben war das Werk der erste große Erfolg des Komponisten nach der Lustigen Witwe – Lehár befand sich auf dem Höhepunkt seines Schaffens und hatte in dieser Saison drei neue Werke gleichzeitig an Wiener Theatern laufen. Für seine neue Produktion an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf hat Jens-Daniel Herzog die Handlung in die heutige Zeit versetzt – ein Wiener Blick auf das Künstlerparis und die russische Ernsthaftigkeit, mit satirischem Zwinkern gen gegenwärtige politische und finanzielle Ereignisse.
Der Graf des Titels ist mittellos und erliegt dem bezahlten Angebot eines russischen Mafioso (dessen omnipräsentes Schlägertrio dieser Entscheidung nachhilft), eine Opernsängerin zu ehelichen, damit die einen Adelstitel erhält und, nach einer schnellen Scheidung, vornehm genug ist, um den Russen selbst zu heiraten. Nach einer Hochzeitszeremonie, die durch ein Loch in der Wand durchgeführt wurde, treffen sich der Graf und die Opernsängerin unausweichlich und verlieben sich ineinander. Mit den Abwehrversuchen der beiden gegenüber Drohungen der Russen und einer Nebenhandlung um zwei Bohème-Freunde des Grafen gibt es reichlich Gelegenheit, komische Möglichkeiten auszuloten. Und Herzog nutzt sie mit Genuss. Seine Inszenierung ist von Anfang an einfallsreich und Mathis Neidhardts Bühnenbild erlaubt geschmeidige Szenenwechsel, die uns binnen Sekunden vom Abstrakten zu Realismus tragen. Allein im ersten Akt heben das Künstlerpaar Armand und Juliette Bodypainting auf eine neue Ebene; ein männliches Tänzerpaar, bekleidet nur mit Tigerfell-Slips, erscheint beliebig, um zu posieren und während Juliettes Solonummer ein Paar Flutlichter zu bedienen, und die drei russischen Handlanger erhalten jede Gelegenheit für Slapstick. Es gibt auch Surrealismus – ein Teufel erscheint aus dem Kühlschrank, als der Handel des Grafen mit dem Mafioso unterzeichnet wird, der Portier des Sängertheaters trägt volles Drachenkostüm und über das Ende sage ich nichts weiter, um es für diejenigen, die die Inszenierung erst noch sehen werden, nicht zu verderben.