Wolfgang Amadé Mozart und Richard Strauss vs. Alexander Zemlinsky: so könnte der Untertitel dieses Konzertes lauten, auch wenn es unberechtigt wäre, die drei Komponisten gegeneinander auszuspielen. Da passt trefflicher der Titel dieser Kritik, auch wenn Strauss beim Betrachten seiner Werke auf beiden Seiten Platz finden könnte. Doch hier ist sein Stehen auf der Seite Mozarts berechtigt, denn sein Konzert für Oboe und kleines Orchester ist seinem Vorbild so nahe wie selten.
Die Wiener Symphoniker unter Vladimir Jurowski begannen diesen Konzertabend im Wiener Konzerthaus mit Mozart. Bei der Symphonie G-Dur, KV318, bei der es sich um eine Opernsinfonia handelt, gestaltet der Dirigent viel. Seine Schlagtechnik ist dabei interessant zu beobachten. Jurowski imaginiert die Klänge regelrecht herbei anstatt sturr den Takt zu schlagen. Das geben von Einsätzen geschieht dabei, man merkt er macht viel Oper, nicht aus Notwendigkeit, sondern weil die Einsätze eine Wichtigkeit nach dem Gesetz der Zweckmäßigkeit haben. Es ist eine Freude ihm und dem Orchester zuzuschauen und zuzuhören.
Mozart so nahe wie nie kommt Strauss in seinem Konzert für Oboe und kleines Orchester aus den Jahren 1945 und 1948. In diesem einsatzigen Werkchen präsentierte sich Ines Galler, erste Solooboisten des Orchesters als Solisten, die vor allem wegen ihres schönene Tones, das gilt nicht für alle Oboisten, und ihrer makellosen Virtuosität auffällt. Jurowski gab dem Stück einen fließenden Duktus, den es benötigt und verlangt.
Den scharfen Kontrast hierzu bot nach der Pause die Lyrische Symphonie, op.18 von Alexander Zemlinsky auf Gedichte des Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore. Den Exotismus, den dieses Werk verströmt, muss man mögen, aber wer sich darauf einlässt, kann ein ähnlich packendes Hörerlebnis haben, wie bei Gustav Mahlers Lied von der Erde, das bekanntlich auf chinesische Gedichte komponiert wurde.