Was verdeutlicht Opera buffa besser als die Geschichte zweier Männer, die vorgeben, auf dem Weg in den Krieg zu sein, nur um verkleidet nach Hause zurückzukehren, um die Tugendhaftigkeit ihrer Frauen auf die Probe zu stellen? Aberwitziger noch, wenn in Mozarts Così fan tutte die beiden Soldaten als schnurrbärtige Fremde verkleidet zurückkehren, verlieben sich zwei ahnungslose Schwestern nicht in ihren eigenen, sondern den Geliebten der anderen. Der Freund der beiden Männer, Don Alfonso, ist der wahre Missetäter der Oper; das fehlende Vertrauen des sardonischen Philosophen in die weibliche Tugend führt zur Probe der Treue der Schwestern.
Oft übersetzt als „So machen es alle (Frauen)“ wurde Così fan tutte 1790 in Wien uraufgeführt. Das Libretto stammt von Lorenzo Da Ponte, der auch die Libretti zu Le nozze di Figaro und Don Giovanni schrieb. In der Mitte des 19. Jahrhunderts sagte der bedeutende englische Dirigent Sir Michael Costa, dass es ihm unverständlich war, dass Mozart solch ein unbedachtes kleines Stück angenommen hatte, doch Così wurde gut aufgenommen und in Anbetracht der Tatsache, dass im Zentrum der Oper Verlangen, Bedauern, Reue, Betrug und Liebe stehen, ist das Werk ein Fixstern des heutigen Opernhimmels.
In dieser Wiederaufnahme von Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung zeigt Rolf Glittenbergs unbefangenes Bühnenbild vier grellweiße Wände mit großen Öffnungen. Besonders im weich-blauen Licht (Jürgen Hoffmann) des zweiten Aktes werden die Öffnungen beinahe zu einem Prisma und verdeutlichen die Intrige und Doppelzüngigkeit der Liebenden auf der Bühne vor ihnen. Gleichermaßen steht die hoch aufragende, einzelne italienische Zypresse im Bühnenzentrum für Unsterblichkeit, ein Symbol, das hier mutmaßlich auf Liebe und Loyalität ausgedehnt wurde. Marianne Glittenbergs attraktive, historische Kostüme zitieren das Satin und geknöpfte Leinen des Adels, und die flatternden Seidengewänder der beiden Männer waren in Bewegung eine großartige Quelle der Unterhaltung. Allgemein hob das Fehlen von überflüssigem Bühnengerümpel und aufdringlichem „Schocker“-Material diese Produktion angenehm hervor.
Das gilt auch für die Integrität des Ensembles: die sechs Protagonisten passten so gut zusammen wie die einzelnen Teile eines Puzzles. Mauro Peter gab sein Debüt als überschwänglicher Ferrando und seine Parade mit den Holzbläsern im zweiten Akt („Und doch schlägt voll heißer, unendlicher Liebe der Teuren noch immer mein zärtliches Herz“) war unendlich einnehmend. Wie schon 2009 sang Ruben Drole Guglielmo mit viel Verve und Überzeugung und seine übertriebenen Grimassen brachte ein passendes Slapstick-Elemente.
In den Rollen der beiden betrogenen Schwestern hörte man Anna Stéphany als Dorabella und Julia Kleiter als Fiordiligi in ihrem Debüt hier in Zürich. Beide Sängerinnen waren perfekt in ihren Rollen. Als die abenteuerlustigere Dorabella ihre sture Schwester dazu überredete, ihren Rock (im wörtlichen Sinne) fallenzulassen, war Stéphanys Diktion kristallklar und die Eleganz ihrer Bewegungen nachahmungswürdig. Kleiter sang das silberne Register der beiden Paare, hielt jedoch eine gerechte Balance zwischen ihnen. Sichtlich gezeichnet von der Anziehung zu einem anderen Mann, spielte sie auch überzeugend genug, um echtes Mitgefühl hervorzurufen, als sie die höheren Mächte anflehte, dem „Vergehen dem schwachen Weibe“ zu verzeihen.