Denis Diderot, scharfzüngiger Verfechter der Aufklärung, überzeugter Anhänger gesellschaftsfördernderen Humanismus und erzählkundiger Mitverfasser der französischsprachigen Enzyklopädie, erkoren sich Violinist Johannes Pramsohler und seine Musikergefährten als Namenspatron für ihr Pariser Ensemble aus. Dieses erkundet – übersetzt in Repertoire und Interpretation – Sonate und Konzert, vor allem natürlich in streicherischer Hinsicht, bekannter und vor allem heute weniger geläufiger Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts, dokumentiert die Entwicklung der Stile und hinterfragt dabei Spielweisen.
Der Gruppe gebührte die Ehre, das diesjährige Sonderkonzert WDR 3 Alte Musik in NRW bei den Brühler Schlosskonzerten zu bestreiten, für das die Besonderheit des barocken Formats von vier Geigen unter die Lupe genommen wurde. Und bei dem die stammbesetzten Musiker die sich auf die Fahne geschriebenen Ideale derart mit Leben füllten, dass sie nicht nur ihre Eigenbeschreibung im wiederholten Sinne ideal verwirklichten, sondern auch den Veranstalter mit versprechensantizipatorischem Titel Wort halten ließen, ein Sonderkonzert mit einer hervorragenden Leistung zu würdigen.
Dabei machten Pramsohler, Roldán Bernabé, Simone Pirri und Mario Konaka ihrerseits ihr Wort in Salamone Rossis g-Moll-Sonate aus dessen Vierten Buch, als die dort chorisch je à 2 geteilten Geigen ihren Klang mit der Brillanz ihrer schneidigen und gleichzeitig warmen Darmsaiten sowie beherzten Bogenphrasierung abgestimmt auf die Akustik der Schlosskirche gegen die vom Komponisten begründete Basso-continuo-Implementierung eines abendlich fast übermächtig wirkenden Positivs des von Philippe Grisvard bedienten Claviorganums entfalteten. Ein reiner, wohliger, im Ensemble satter Klang, an dem man sich nicht satt genug hören konnte und bei dem sich die Sopranstimmen der Violinen mit filigranerer Verarbeitung in Giovanni Battista Buonamentes madrigalartigen Sonata prima in G aus dessen Sechstem Buch in noch markanterem und selbstbewusstem Einsatz in einen erfolgreich bestandenen Mühlenkampf mit ebenso technisch versierter Leichtigkeit und affektkostender Harmoniegebung schmissen.
Ohne sich zusätzlich gegen François Leyrits Kontrabass zu stemmen, präsentierte es in stets spürbarer Vertrautheit, intonatorischer und rhythmischer Präzision danach die freiere, noch energetischere Behandlung der Geigen durch Giovanni Legrenzi. Zunächst in der Sonate La Squarzona, dann in der durch Kraft und Spielfreude gekennzeichneten La Cremona, letztlich in der mit Stolz, Verve, Sinnlichkeit und Eleganz charaktervollen La Cetra. Mit einem in England reüssierenden, anonym gebliebenen Meister, vermutlich ebenfalls italienischer Herkunft, nun auch wieder mit Kontrabass neben Gulrim Choïs Cello, dazu wechselnder Dopplung durch Truhenorgel oder Cembalo, hielt ein bild- und arienhafter, verspielter, folkloristischer Einschlag à la Biber und Schmelzer Einzug. Bereitete die D-Dur-Sonate in deutlicher, aber nicht zu stark übertriebener Theatralik aus einem Guss größtes Wonnegefühl, erfüllten dieses in der B-Dur-Komposition vermehrte dynamische Kontraste, der Kanon sowie herausgehoben die Bogenbetonung Pramsohlers und Bernabés.