Mit La fille du régiment bot die Wiener Staatsoper ein Schmuckstück der französischen komischen Oper. Wie viele Geschichten gibt es, die von Liebe und Krieg handeln, doch kaum eine ist so erheiternd wie jene von Donizettis Regimentstochter. Einer mitreißenden Fahrt auf einem Karussell gleich entführten die Akteure das Publikum in ein Tirol um 1815 in einer Produktion, als Antrieb die Sopranistin Julie Fuchs agierte. Erfrischend anders ist eine Protagonistin, die nicht zu Dramatik, sondern Rustikalität neigt, die Hemden bügelt und Kartoffeln schält, anstatt ihre Exaltationen zu pflegen. Und ebendiese burschikose Kämpfernatur verliebt sich in ein Tiroler Bürschlein. Da ist Unterhaltung gesichert.
Den Rahmen für die Handlung bildete eine Ausstattung von Laurent Pelly, die bereits 2007 in der Staatsoper ihre Premiere feierte. Diese klassische, gewinnende Inszenierung ist vielen bereits aus Fernsehadaptionen bekannt und nicht umsonst seit Jahren beim Publikum beliebt. Die Kostüme sind traditionell, aber für jede Rolle durch feine Details charakterisiert. Die schlicht schöne Bühne bietet reichlich Raum für Späße der Regie, die vor allem den teilweise ausgedehnten Rezitativ-Stellen mehr Würze verlieh.
Das visuelle wie akustische Zentrum bildete die Französin Julie Fuchs als Titelheldin. Die Rolle der Marie scheint für sie maßgeschneidert zu sein, sowohl in Stimme, Sprache und Auftreten. Wie ein junger Vogel meisterte sie die zahlreichen Koloraturen im ersten Akt. Vom ersten Ton an war ihre Höhe mühelos und ohne jede Schwere; weder eine Aufwärm- noch Erholungsphase schien diese anspruchsvolle Partie ihrer Stimme abzuverlangen. Ihre Kunst zeigte sich in vielen Facetten, so war etwa ihr Vibrato selbst an den höchsten Stellen noch vollkommen kontrolliert und dadurch variierbar. Doch nicht nur die leicht-fliegenden Passagen waren vertrauter Boden für die Sopranistin. In ihrer Abschiedsarie „Il faut partir“ war ihre Führung weniger forciert und schien sich von Innen mehr Raum zu geben. Erst die letzte Klage ließ sie ganz nach außen treten, mit einer reduzierten, aber gläsern klaren Stimme. Zu diesen akustischen Wonnen bot die Sängerin ein charmant freches Schauspiel, sodass ihre Gesamtperformance keine Wünsche offen ließ.