Mit der Neuinszenierung von Offenbachs Opéra fantastique durch Renaud Doucet landete die Volksoper 2016 einen großen Publikumserfolg, zumal auch musikalisch Hochwertiges geboten wurde – das führt man sich immer wieder gern zu Gemüte, auch wenn es in der aktuellen Serie noch nicht ganz so rund läuft, wie man das gern hätte. Der Begeisterung des Publikums steht das aber nicht entgegen, denn ein Erlebnis ist so ein Abend allemal.
In der Ausstattung von André Barbe, für die „opulent“ noch ein Hilfsausdruck ist, rollt Olympia als sexy Gruselclown mit Blech-Krinoline durch die Szenerie; Dr. Mirakel ist der Teufel höchstpersönlich und sorgt dafür, dass die arme Antonia von einer Horde Untoter zu Tode dirigiert wird. Der Geist ihrer Mutter entstieg davor einem Schneehaufen auf einem Klavier, und die Damen, mit denen sich Giulietta am Beginn „ihres“ Aktes umgibt, tragen Totenkopfbikinis. Das macht noch immer sehr viel und auch an den Komponisten, der als lebende Messingstatuette den Abend in den Dienerrollen begleitet, hat man sich gewöhnt.
Als Olympia stand wieder Beate Ritter auf der Bühne, und wer geglaubt hat, dass ihre Glanzleistung bei der Premiere kaum zu überbieten wäre, hat falsch gedacht: An diesem Abend gab es noch mehr Freestyle-Koloraturen, noch mehr Puppenspiel – besser als im Opernhaus am Gürtel wird man Olympia derzeit kaum erleben, und auch einen besseren „Einheizer“ als Vorgeschmack auf die weiteren Akte (derer fünf gegeben wurden) kann man sich nicht wünschen.
Als Antonia gab Rebecca Nelsen ein gelungenes Rollendebüt – Dramatik gepaart mit Jugendlichkeit ist genau das, was man für diese Partie braucht. Gleichwohl merkt man, dass sie sich im Französischen („Elle a fui, la tourterelle“ wurde, wie auch andere Nummern mit Einlagencharakter, in Originalsprache gegeben) nicht so wohl fühlt wie im Deutschen, auch wenn die Aussprache prinzipiell passte. Caroline Melzer gab erstmals die Giulietta, und bis auf ein paar kantige Töne stimmte das Gesamtpaket – die Verführerin, die gleichzeitig mit großer Stimme das Kommando führt, steht ihr gut.
Die vierte große Partie des Abends ist die Muse/Niklaus, als die Manuela Leonhartsberger bei ihrem Rollendebüt mit einer tollen Leistung überraschte. Diktion und Intonation waren perfekt, und auch das Mitleiden (und fast möchte man sagen: Fremdschämen) an Hoffmans Irrungen stellte sie packend, aber nie übertrieben dar. Damit rückte sie diese Figur in den Fokus, wie es nur selten gelingt.