Ein von einem hochbegabten jungen Dirigenten bestens vorbereitetes und hochmotiviertes Orchester, ein außergewöhnlicher Solist, ein neugieriges Publikum und eine abwechslungsreiche Programmwahl. Das sind die Ingredienzen eines gelungenen Konzertabends. Einen solchen konnte man im Prinzregententheater mit dem Münchener Kammerorchester erleben, das unter der Leitung des jungen deutschen Dirigenten Clemens Schuldt Werke von Wolfgang Amadeus Mozart bis Thomas Adès spielte.
Der Abend begann mit Mozarts Symphonie Nr. 34 in C-Dur. Von Anfang an waren die Musiker hochkonzentriert und präsentierten dieses großartige symphonische Werk derart transparent, ja passagenweise fast gläsern, aber zu rechter Zeit auch einfühlsam lyrisch und schmeichelnd, dass die Zuhörer mit den Worten des Musikwissenschaftlers Michael Kontarsky „ein Kaleidoskop erlebten an unterschiedlichen Motiven, die sich – buchstäblich – im Wege stehen, aber gemeinsam eine atemberaubende musikalische Dynamik entwickeln.“ Clemens Schuldt, der zurecht als einer der spannendsten jungen Dirigenten Deutschlands bezeichnet wird, zeigte sein ganzes Können. Schuldt dirigierte nicht nur, er vollführte einen wohl dosierten Ausdruckstanz vor dem Orchester, der mit einem ganz natürlich ausgeloteten Spektrum von höfischer Galanterie bis hin zu schneidenden Latinogesten wohl so manchen ausgebildeten Tanzprofi vor Neid erblassen lässt. Mal warf er den Bläsern kokette Gesten zu, mal schob er vehement Luftblöcke gegen die Bratschengruppe, um die sonst so kultivierte klassische Symphonie mit rohen archaischen Ausbrüchen zu kontrastieren. Und es gelang ein ums andere Mal – besonders im herrlich knusprig klingenden dritten Satz.
Ebenfalls ein großer Hoffnungsträger seiner Generation ist der deutsch-amerikanische Geiger Augustin Hadelich, der mit seinen 33 Jahren bereits mit allen bedeutenden amerikanischen und vielen renommierten internationalen Orchestern gearbeitet hat. Für Hadelich stellt das 2005 von Thomas Adès komponierte Violinkonzert „Concentric Paths“ die wichtigste Erweiterung des Violinrepertoires seit György Ligetis Konzert von 1992 dar. Das Werk mit den drei Sätzen „Rings“, „Paths“ und „Rounds“ erschafft gleichsam einen musikalischen Kosmos vor dem geistigen Auge der Zuhörer. Jedenfalls wenn es so interpretiert wird wie an diesem Abend. Thomas Adès beschreibt mit den elementaren Strukturmerkmalen jeglicher Musik, also mit Klang, Rhythmus und Tempo, auf innovative Weise die Planetenbewegungen wie schon Johannes Keppler in seinen Harmonices Mundi. So zeigt auch die Notenausgabe das Bild „Die Lage der Erde und der sie umgebenden Himmelskreise“ aus dem Himmelsatlas von Andreas Cellarius von 1660.