Prag war für Mozart damals das, was heute Salzburg oder Wien für sich in Anspruch nehmen: ein Ort der Anerkennung, Bewunderung und Verehrung für die Arbeit des Komponisten. An der Moldau feierte Mozart seine größten Erfolge, Figaros Hochzeit pfiff man 1786 und 1787 auf den Straßen, ganz im Gegensatz zu Wien, selbst wenn ausgerechnet die Oper zur Krönung Leopolds II., La clemenza di Tito, 1791 in Böhmen ebenfalls durchfallen sollte. Immerhin das Honorar stimmte dabei, hatte er daheim überhaupt erst nach den Unternehmungen im besagten 1786 ein festes Gehalt erhalten.
In das Jahr fiel auch die Komposition seiner Prager Symphonie, die den Namen erhielt, als er das Stück kurzerhand pragmatisch für eine neuerliche Einladung geschätzter Gönner und Genießer zum Januar 1787 uraufführte. Gönner waren besonders die Eheleute Dušek, in dessen Landhaus Mozart die Arbeiten zum beauftragten und im Ständetheater premierten Don Giovanni abschloss, nach dem er aus Dankbarkeit oder Nötigung der talentierten Sängerin des gastfreundlichen Paares die Konzertarie Bella mia fiamma aufsetzte. Von Prag wollte sein Freund Anton Stadler auch eine Tournee mit dessen Instrument, der sich kürzlich erst etabliert habenden Klarinette, starten, für die Mozart schließlich sein letztes vollständiges Instrumentalwerk schreiben sollte, das im Repertoire seines gleichen sucht. Martin Fröst, Klarinettist und musikalischer Leiter des Swedish Chamber Orchestra, erinnerte einmal mehr an diese Erfolge.
Allerdings ohne eigenes Orchester, das in Schweden bleiben musste. Stattdessen sprang die ihm ebenfalls vertraute Deutsche Kammerphilharmonie Bremen – von der künstlerischen Herangehensweise eigentlich das exakte Pendant – ein, die gleichzeitig mit der Verpflichtung des jungen finnischen Dirigenten Tarmo Peltokoski den Solisten von der Einstudierung der unveränderten, ansonsten orchestral komplett klarinettenlosen Programmpunkte entband. Fröst konnte sich so vollständig auf das Solokonzert konzentrieren, in dem er – nach einleitend blitzblanker und kontrastreich akzentuierter Don Giovanni-Ouvertüre – mit parademäßiger Souveränität allen freigeistigen, eigensinnig virtuosen Charakter aus der schalltrichterlichen Flasche ließ. Die Klarinette wurde damit in ihren Oktavsprüngen und Läufen mit bestechender Dynamik, geschmeidigster Tonproduktion und theatralischer Affektgestaltung in Fleisch und Blut übergegangener Mundstück- und Klappenklasse Frösts zur kecken, personifizierten Stimme des Einfühlsamen und Verschmitzten, ja förmlich zu wahrer Größe ausgereizt.