In einer Vielzahl von Variationen standen Kurtág und Schumann beim Kammermusikkonzert im Großen Saal der Stiftung Mozarteum im Mittelpunkt, der Originalkompositionen der beiden Komponisten und Hommagen an diese zu einem dramaturgisch ausgeklügelten Konzertabend formte.
Mit Mark Simpsons Hommage à Kurtág für Klarinette, Viola und Klavier wurde der Abend im Rahmen von Salzburg Contemporary eingeläutet – wobei Simpson den Klarinettenpart selbst übernahm. In der Auftragskomposition für die Salzburger Festspiele zollt Simpson dem großen Meister Kurtág Respekt für „seine geschaffenen Welten in schlichten Ausdrucksformen“. Bereits in jungen Jahren für seine Kompositionen von der BBC ausgezeichnet, komponierte Mark Simpson ein Trio, in dem die Klarinette dem Anschein nach den Mittler spielt zwischen der flimmernden, kratzigen Viola und dem ruhiger und tief in die Tasten greifenden Klavier. Der runde, satte Ton Simpsons fungierte wie ein Bindemittel, wobei auf klare Strukturen und weniger Verbindung und Mischung der drei Instrumente geachtet wurde.
Der dramaturgische Verlauf der weiteren Programmpunkte wurde sehr interessant gestaltet. Antoine Tamestit behielt die ganze Spannung seines jeweils letzten Tones im Bogen, machte damit eine langsame kleine Drehung und schritt zu einem nebenstehenden Notenpult. Es war wie eine Disziplinierung des Publikums, denn niemand wagte zu applaudieren, um damit die gespannte Stimmung im Saal nicht zu stören. Erst nach Schumanns Nr. 4 aus den Märchenbildern für Viola und Klavier ließen Tamestit und Pierre-Laurent Aimard am Klavier den Applaus zu und verabschiedeten sich in die Pause.
Im Wechsel spielten die beiden Franzosen zuvor Solostücke Kurtágs für Klavier solo und Viola solo. Tamestit zeigte, dass die Bratsche so viel mehr zu bieten hat, als es ihr oft verspotteter Ruf behauptet: in Jelek I und II war es die extreme Kraft im Spiel, mit der Tamestit den Hörer packte, unerschrocken in die Saite gestrichen formte er einen starken, stählernen und strahlenden Klang. Aus seinem Gesicht war während des Spielens sehr viel herauszulesen. Ein ganz besonderer Moment war es, als in Kurtágs Perpetuum Mobile für Ágnes Vadas auf der ernsten Miene ein Lächeln aufblitzte und eben in diesem plötzlichen Moment schlug die Klangfarbe und Stimmung in einen sehr weichen, lieblich gehauchten Schmerz um, der sicherlich nicht nur mich tief im Herzen traf.