Das konzertante Opernspektakel der Münchner Philharmoniker mit Wagners fantastischer Seemannsgeschichte um den sagenumwobenen Fliegenden Holländer schien unter keinem guten Stern zu stehen. Neben Holländer Bryn Terfel sagte auch Günther Groissböck als Daland kurzfristig seinen Auftritt in der Philharmonie krankheitsbedingt ab. Viel Zeit sich darüber zu ärgern, hatte man allerdings nicht, denn die Münchner Philharmoniker stellten mehr als nur adäquaten Ersatz sicher, der ab dem ersten Akt für ein großartiges Opernerlebnis sorgte.
Das Münchner Orchester unter der Leitung ihres Chefdirigenten Valery Gergiev begann bereits in der Ouvertüre kraftvoll und setzte den Maßstab für eine stürmische und klangkräftige Interpretation. Die lyrische Holzbläserepisode ließen die Philharmoniker im Kontrast dazu verträumt leuchten. Zwar legte Gergiev nicht auf jedes Detail wert, dennoch gab ihm die Interpretation in der Gesamtschau recht. Die Musiker ließen die Klänge brausen und nahmen sich an den richtigen Stellen geschickt zurück, und so entwickelten sie mit ihrer konzertanten Aufführung von Wagners romantischster Oper ein Liebesdrama mit fantastischem Seemannsgarn und bedrohlichen Naturgewalten – obwohl doch von Beginn an klar ist, dass diese Liebesgeschichte kein Happy End erreichen kann.
Die Interpretation der Oper ohne Bühnenbild nutzte Gergiev, um den großen Detailreichtum des Fliegenden Holländers in den Vordergrund zu stellen und dabei nicht auf dramatische Effekte zu verzichten. Die Hörner klangen wunderbar erdig und die Streicher brillierten mit kompaktem aber durchlässigem Klang. Auch die Bildhaftigkeit der Musik wird ohne Bühnenbild deutlich und so düster, wie die Philharmoniker den Auftritt des Holländer interpretierten, entstanden die Bilder und Assoziationen ganz von alleine. Stimmgewaltig mischte der großbesetzte Philharmonische Chor mit, der die berühmt gewordenen Chöre der Spinnerinnen zu Beginn des zweiten und besonders der Matrosen zu Beginn des dritten Aufzugs kraft- und effektvoll sang.