Als das Werk Threnos des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki 1961 beim Festival „Warschauer Herbst“ uraufgeführt wurde, war es ein absoluter Erfolg. Pendereckis Clustertechnik war seiner Zeit ein Gegenpol zur seriellen Musik, die nach Ende des zweiten Weltkriegs die musikalische Avantgarde bestimmte. Pendereckis Landsmann Krzysztof Urbański nahm sich bei seinem Gastkonzert am Pult der Münchner Philharmoniker dem Kraftwerk von ungewöhnlicher Expressivität an. Keine traditionelle Metrik, Harmonik oder Melodik vermögen den Klagegesang, den Penderecki den Opfern von Hiroshima widmete, einzuengen und so bestimmen breitgefächerte Klangflächen und neue Spieltechniken – Schlagen, Trommeln und Klopfen eingeschlossen – die Musik.
Urbański dirigierte das musikalisch geordnete Chaos, das zwischen Klang und Geräusch mäanderte, sehr bildlich und zeichnete Klangverschiebungen oder dynamische Veränderungen regelrecht in die Luft. Das Orchester, bestehend aus 52 Solo-Streichern, die stets die Extreme ihrer klanglichen Räume erforschten und so fast elektronisch anmutende Klänge produzierten, führte Urbański zu atemberaubender Intensität, die selbst im großen Auditorium der Münchner Philharmonie ihren bedrückend einschnürenden Charakter nicht einbüßte.
Dieses aufwühlende, selten gehörte Werk kontrastierte Urbański mit Mozarts Klarinettenkonzert, das er technisch zwar einwandfrei, musikalisch jedoch zu konservativ anging. Die Philharmoniker spielten detailreich, tiefergreifende Bemühungen um die Interpretation suchte man allerdings vergebens. Dies spiegelte sich auch in der riesenhaften Orchesterbesetzung wieder, die den räumlichen Gegebenheiten angepasst wenig Zugeständnisse an einen authentischen Originalklang machte.
László Kuti, Soloklarinettist der Philharmoniker, hatte jedoch keine Probleme als Dialogpartner gegen das große Orchester zu bestehen. Der Ungar verwob seine kantablen Linien mit dem Orchesterklang oder trat an anderer Stelle organisch gekonnt hervor. Mit feinen Piani und geschmackvoller Melodieführung gestaltete Kuti das Konzert interessant, verlor sich wenig im schwelgerischen Adagio und tanzte mit großer Leichtigkeit und Noblesse durch das Rondo. Alles in allem entwickelte sich so ein solides Konzert, das von seiner schönen Musik alleine zehren musste.